Mérida, Isla de Ometepe. Gemütlich sitzen wir bei Pancakes und leckerem Kaffee am See und freuen uns auf das bevorstehende Trekking auf den Vulkan Maderas. Das Wetter zeigt sich leider nicht von seiner schönsten Seite, der Himmel ist grau und der Vulkan in eine dicke Wolkendecke gehüllt. Aber für uns war schon seit Tagen klar: ein Vulkan, der uns technisch etwas abfordert, muss bestiegen werden!
Der Volcán Maderas (1.394 Meter) ist der kleinere von zwei Vulkanen auf der Insel Ometepe und liegt malerisch neben seinem großen Bruder Volcán Concepción im Nicaraguasee. Der Schichtvulkan ist seit Tausenden von Jahren erloschen und in seinem Krater hat sich eine Lagune gebildet, in der man sogar schwimmen kann. Für den Aufstieg ist ein Guide zwingend erforderlich, da man sich leicht verlaufen kann und der Weg zum Teil gefährlich ist. Vor allem am Gipfel ist der Trek sehr matschig und rutschig und in der Vergangenheit kamen schon einige Wanderer ohne Guide ums Leben.
Inhalt
Trekking auf den Vulkan Maderas
Wir schnüren unsere Wanderschuhe, packen zur Sicherheit unsere Regenjacken ein und stapfen gemeinsam mit unserem Guide Lester gegen 07:45 Uhr los. Wir durchqueren das Dorf in einem Affentempo. Lester legt einen unglaublich flotten Schritt vor. Wenn das so weitergeht, bezwingen wir den Vulkan in nur fünf anstelle in der üblichen sieben bis acht Stunden.
Am Dorfrand steigt der Weg zunächst in Richtung Vulkan leicht an. Noch ist uns nicht wirklich klar, warum wir für diesen Trek eigentlich einen Guide benötigen. Doch dann schlüpfen wir mal durch diese Lücke im Zaun nach rechts und dann an der nächsten nach links. Immer wieder zweigt der Pfad in verschiedene Richtungen ab. Erst eine Stunde später im dichten Dschungel ist der Weg eindeutig, doch wären wir ohne Guide nicht bis hierhin gekommen.
Wir durchqueren leichtes Terrain mit Graslandschaften und kleinen Kaffeeplantagen. Auch einen Stein mit Petroglyphen bekommen wir von Lester gezeigt. Am Fuße des Vulkans angekommen, gibt es für uns jetzt nur noch eine Richtung: nach oben.
Haben wir die erste Stunde noch vergeblich versucht das Tempo unseres Guides mitzuhalten, gehen wir nun unser eigenes Tempo – schließlich haben wir uns ja nicht für ein Vulkan-Wettrennen angemeldet. Lester wartet in regelmäßigen Abständen auf uns. Lustigerweise erinnert er uns mit seiner Leichtfüßigkeit an Legolas, springt den Pfad hoch und schreibt nebenbei sogar noch Textnachrichten.
Nach gut eineinhalb Stunden steilen, aber technisch einfachen Aufstiegs, erreichen wir den ersten Viewpoint. Aufgrund des dichten Nebels sehen wir jedoch nichts. Also durchatmen, Kräfte sammeln und weiter geht`s. Aus dem lichten Wald wurde in der letzten halben Stunde dichter Dschungel und je höher wir auf dem schmalen Pfad klettern, desto feuchter und matschiger wird es. In der Ferne hören wir Brüllaffen.
Anfangs versuchen wir noch den matschigen Stellen auszuweichen, doch dann erwischt uns ein kräftiger Regenschauer. Ab jetzt gilt es nur, nicht stecken zu bleiben oder mit dem gesamten Schuh im Matsch zu versinken. Die Regenjacke bleibt gleich im Rucksack, denn wir sind bereits komplett durchgeschwitzt. Nasser können wir eh nicht mehr werden.
Schnaufend und keuchend steigen wir den Dschungelpfad höher hinauf. Glitschige Baumwurzeln dienen als Treppenstufen, Lianen und Äste als Greif- und Hochziehhilfe. Immer tiefer tauchen wir in den wundervollen Nebelwald ein und vergessen bei dem Anblick dieser mystischen Umgebung völlig die Strapazen des Aufstiegs. Auch Lester schwitzt jetzt leicht.
Die letzte halbe Stunde hat es nochmals gewaltig in sich. Wir balancieren über den lehmigen und rutschigen Grat des Vulkans, klettern über einen mächtigen umgestürzten Baumriesen, kriechen bäuchlings unter einem anderen hindurch und ziehen uns an einer lehmigen Wand an einem rutschigen Seil hinauf. In diesem Moment sind wir froh über den dichten Nebel, denn hier möchten wir gerade nicht wissen, wie weit es beidseitig in die Tiefe geht. Und dennoch: es macht solch einen Heidenspaß!!!
Euphorisch und ohne Blessuren erreichen wir nach insgesamt dreieinhalb Stunden den Gipfel des Vulkans. Und sehen: nichts! Nichts außer einer dicken Nebelsuppe. Den Kratersee können wir nur erahnen. Es ist feucht, kühl und sehr windig – und wir sind durchgeschwitzt. Also hampeln wir, in der Hoffnung, dass es doch noch aufklart, etwas herum, verschlingen unser leckeres Sandwich und treten schließlich den Rückweg an, ohne am Gipfel etwas gesehen zu haben. Wirklich traurig sind wir aber nicht, denn der Weg ist ja bekanntlich das Ziel!
Der Rückweg fordert unsere Trittsicherheit, Technik und unseren Gleichgewichtssinn gleichermaßen heraus. Die Knie schmerzen, die Schuhe sind mittlerweile einzige Matschklumpen und die Hände lehmverschmiert. Wir rutschen, stolpern, fallen auf den Hintern, rappeln uns wieder auf. Am unteren Viewpoint erhaschen wir dann doch noch einen kurzen Blick auf die Umgebung.
Kurz vor dem Dorf erwischt uns erneut ein heftiger Regenschauer. Leider sind wir bereits in der Ebene, wo uns kein Blätterdach mehr vor dem Gröbsten schützt. Unsere Wanderschuhe saugen sich voll mit Wasser und schmatzen genüsslich bei jedem Schritt. Nach rund drei Stunden Abstieg kommen wir abgekämpft, klitschnass und hungrig, aber vor allem äußerst glücklich im Guesthouse an.
Auch wenn du beim Trekking auf den Vulkan Maderas nicht an Matsch und Schweiß vorbei kommst, ist es doch ein Erlebnis, das du auf Ometepe nicht verpassen darfst. Trotz all der Anstrengung wirst du später froh sein, diesen Trek gemeistert zu haben und es nicht bereuen.
Infos & Überblick zu unserem Trekking
Route: von Mèrida zum Gipfel des Maderas und zurück
Länge: 14 km hin und zurück
Höhenunterschied: ca. 1.300 hm
Dauer: ca. 6,5 – 8 Stunden, je nach Kondition
Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwierig / herausfordernd (Trittsicherheit und Kondition ist nötig)
Orientierung: immer dem Guide hinterher (außer er stürzt ab)
Startpunkt: Mérida im Süden von Ometepe
Kosten für den Guide: 35 USD für eine Gruppe bis zu 4 Personen, buchbar in jeder Unterkunft
Das solltest du unbedingt mitnehmen
- Knöchelhohe feste Wanderschuhe – damit hast du einen besseren Halt und der Matsch läuft dir nicht sofort in die Schuhe
- Viel Trinkwasser – mind. 2 Liter, du wirst dankbar dafür sein
- Snacks – oder noch besser: ein leckeres Sandwich
- Regenschutz für deinen Rucksack
- Kleidung, bei der du nicht traurig bist, wenn sie dreckig wird – denn alles was du mitnimmst, wird mit großer Wahrscheinlichkeit schmutzig und nass
Alternative Routen auf den Vulkan Maderas
Der wohl bekannteste Weg auf den Vulkan Manderas beginnt an der Finca Magdalena in Balgüe. Mit rund 4,5 km ist es zwar der kürzeste Pfad hinauf, jedoch ist er nicht einfacher als die anderen Wege.
Ein weiterer 5,5 km langer Weg führt ab der Finca El Porvenir in Santa Cruz zum Gipfel. Ursprünglich wollten wir diesen Pfad hinabsteigen, doch am Gipfel riet unser Guide aufgrund des Regenwetters davon ab. Der Pfad ist noch steiler als der von Mérida und viele rutschige Steine machen den Abstieg gefährlich.
Für den Rücktransport ab Santa Cruz nach Mérida hätten wir etwa 20 USD (für bis zu 4 Personen) gezahlt. Ziemlich teuer für gerade mal 6 km. Die Fahrer rechtfertigen die hohen Preise jedoch mit der schlechten, extrem holprigen Straße nach Mérida. Alternativ hätten wir die Strecke auch laufen können, aber glaub uns: wenn du erst einmal den Vulkan kletternd und rutschend bezwungen hast, dann hast du nicht einmal mehr auf 1 km Landstaße Lust.
Weitere Reiseberichte von unserem Roadtrip
- Unsere Route für 3-4 Wochen
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- Nicaragua:
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Hast du schon einmal den Vulkan Maderas bestiegen? Welches war deine schwierigste Wanderung? Rein damit in die Kommentare! Wir sind gespannt.