Die letzte Woche unseres dreiwöchigen Roadtrips durch Island bricht an. Wir blicken zurück auf eine wundervolle erste Woche durch den Süden sowie das Hochland bei Landmannalaugar und eine ebenso beeindruckende zweite Woche durch die abgelegenen Ostfjorde, Mývatn und den Norden von Island.
Nun verbringen wir wundervolle Tage in der Abgeschiedenheit der einsamen Westfjorde. Genießen nach dem vielen Regen endlich die Landschaft bei strahlendem Sonnenschein, jedoch mit eiskalten Nächten. Wandern zu Gletschern und wärmen uns in Hot Pools wieder auf. Überstehen eine Nacht bei Windstärke 8 auf der Snæfellsnes Halbinsel und fahren ein letztes Mal durch das schroffe Hochland.
Die Übersicht unserer gesamten Route durch Island findest du in diesem Beitrag: Roadtrip Island: In 20 Tagen um die Insel
Roadtrip Island: Tag 13 – 20 unserer Route
Tag 13 | Die Westfjorde: Der Drangajökull Gletscher und die Kaldalón-Bucht
Der Blick aus dem Zelt auf dem Illugastadir Campingplatz auf Vatnsnes zaubert sofort ein Lächeln auf unser Gesicht. Der erste Tag seit Beginn unseres Roadtrips, der uns mit strahlend blauem Himmel begrüßt und der erste Tag, an dem wir unser Zelt in trockenem Zustand einpacken können. Wir genießen einige Zeit die wärmenden Sonnenstrahlen, bevor wir in die Westfjorde aufbrechen.
Wenn Vatnsnes schon durch Abwesenheit von Touristenströmen glänzt, so erreichen wir mit den Westfjorden nun den Inbegriff der isländischen Abgeschiedenheit. Die Landschaft gleicht einem Gemälde. Während unserer zweistündigen Fahrt auf der Schotterpiste 635 in das Gebiet des Drangajökull Gletschers treffen wir auf kein anderes Fahrzeug und sehen weit und breit keine Menschenseele. Dieser Teil der Westfjorde ist kaum besiedelt, hier sind wir wirklich alleine. Langsam versinkt die Sonne hinter dem Ísafjarðardjúp Fjord und wirft ein wunderschönes Licht in die etwa 5 km lange Kaldalón-Bucht. Wir schlagen unser Zelt auf dem verlassenen Campingplatz in Dalbær auf und erleben pure Ruhe, Stille und Einsamkeit. Einfach grandios!
Während unserer zweistündigen Fahrt auf der Schotterpiste 635 in das Gebiet des Drangjökull treffen wir auf kein anderes Fahrzeug und sehen weit und breit keine Menschenseele. Dieser Teil der Westfjorde ist kaum besiedelt. Hier sind wir wirklich alleine und während das Abendlicht in die etwa 5 km lange Kaldalón-Bucht fällt, erleben wir, was Ruhe wirklich bedeutet. Während die Sonne hinter dem Ísafjarðardjúp versinkt, schlagen wir unser Zelt auf dem verlassenen Campingplatz in Dalbær auf.
Als gegen 22 Uhr die Dunkelheit hereinbricht, dürfen wir erneut ein Naturspektakel erleben. Ein grünes Leuchten von Polarlichtern, erst ganz zart, dann immer stärker, verbreitet sich über den gesamten Himmel. Es tanzt von rechts nach links. Über uns. Hinter uns. Wir wissen gar nicht wohin wir zuerst schauen sollen und vergessen sogar die eisige Kälte, die sich um uns herum ausbreitet. Eine halbe Stunde später kuscheln wir uns völlig ausgekühlt und mit einer fiesen Genickstarre, dafür aber überglücklich, in unsere Schlafsäcke.
Tag 14 | Vom Drangajökull Gletscher bis Ísafjörður
Am Morgen glitzert zum ersten Mal eine zarte Eisschicht auf unserem Zelt. In den Westfjorden sinken die Temperaturen jetzt Mitte September nachts unter den Gefrierpunkt. Ein klarer Himmel bedeutet kein Regen aber dafür eisige Temperaturen.
Zum Aufwärmen wandern wir vom Ende der Kaldalón-Bucht durch das Tal hinauf zur Gletscherzunge des Drangajökull. Der Weg ist eintönig und teilweise sehr schwer auszumachen und der kalte Wind setzt uns zu. Nicht umsonst bedeutet Kaldalón übersetzt „Kaltes Haff“. Wir kommen ganz nah an den Gletscher heran und werden mit einem imposanten Blick über das von mit bis zu 600 m hohen Felswänden flankierte Tal belohnt.
So sehr uns diese Abgeschiedenheit auch gefällt, wollen wir mehr von den Westfjorden sehen. Die Straße nach Ísafjörður führt malerisch und scheinbar endlos entlang gewaltiger Felsen und Fjorde. Fantastische Panoramen lassen uns dauernd anhalten und Fotos machen. Kurz vor Þingeyri lassen wir schließlich den Tag ausklingen.
Tag 15 | Mýrarfjall – Dynjandifoss – Reykjafjardarlaug Hot Pool
An der Straße 624 befindet sich der hübsche grüne Skrudur Botanical Garden, der von Freiwilligen aus der Umgebung gepflegt wird. Trotz des rauen Klimas wachsen hier verschiedene Kräuter und Gemüsesorten. Der Garten ist kostenlos für jedermann zugänglich, sodass wir das kleine Gartenhaus für ein gemütliches Frühstück nutzen.
Eine Wanderung hinauf auf den Mýrarfjall bietet einen atemberaubenden Panoramablick über den Fjord und wir genießen hier oben, sowie bei einigen Stopps auf dem Weg zum Dynjandifoss, die wärmenden Sonnenstrahlen und das helle Licht. Der Dynjandifoss (auch Fjallfoss genannt) ist ein wunderschöner, 100 m hoher und sehr breit gefächerter Kaskaden-Wasserfall. Unterhalb des Dynjandifoss folgen noch fünf weitere Wasserfälle, bevor die Wassermassen in den Borgarfjörður münden.
Auf der unbefestigten Straße 60 schlängeln wir uns durch Kurven und Schlaglöcher, begleitet von grandiosen Weitblicken. Als wir auf die Straße 63 abbiegen, bessert sich die Straße kein bisschen. Doch schon bald entdecken wir den Reykjafjardarlaug Hot Pool, ein Swimmingpool mit etwa 30°C warmem Wasser und Blick auf den Fjord und die umliegenden Berge. Das Schwimmbecken wird gespeist aus einem dahinter liegenden natürlichen Pool mit bis zu 45°C heißem Wasser, der uns mit lang anhaltender innerer Wärme versorgt.
Ohne mit der Wimper zu zucken sind wir, nur in Badesachen bekleidet, bei 5°C Außentemperatur zur Umkleide geschlendert. Am Hot Pool vertrödeln wir beinahe 3 Stunden ohne es zu merken, sodass wir erst nach Einbruch der Dunkelheit den unspektakulären Zeltplatz am Schwimmbad von Tálknafjörður erreichen.
Tag 16 | Látrabjarg und der Rauðasandur Beach
Am Schiffswrack der Garðar, das an der Straße 612 hinter Patreksfjörður liegt, legen wir einen kurzen Foto- und Kaffee-Stopp ein, bevor es weiter nach Látrabjarg geht. Látrabjarg bildet den westlichsten Punkt Islands und beeindruckt mit bis zu 400 m hohen Klippen, an denen im Sommer eine Kolonie von etwa 6 Mio. Papageientaucher nistet. Die Fahrt dorthin führt durch eine atemberaubende Kulisse.
Beinahe zurück an der Straße 62 wenden wir uns nach rechts auf die 614 und erreichen nach einer sehr abenteuerlichen Fahrt über enge Serpentinen und spitze Kehren den goldenen Sandstrand Rauðasandur. Liebevoll taufen wir ihn „Cookie-Strand“, da ihm die schwarzen Felsen im goldenen Sand den Anblick eines riesigen Kekses mit Schokostücken verleihen.
UNSER ÜBERNACHTUNGSTIPP: Der Melanes Campingplatz am Rauðasandur Beach ist wunderschön gelegen, mit ziemlich neuen Blockhütten in denen Dusche, WC und Küche untergebracht sind.
Tag 17 | Von den Westfjorde in Richtung Snæfellsnes
Heute verlassen wir schweren Herzens die Westfjorde in Richtung Snæfellsnes. Auf der Fahrt sehen wir tausende Schafe ihren Weg ins Winterquartier antreten. Der Schafabtrieb Réttir hat begonnen. Dieser stellt ein Großereignis in Island dar, wofür sich die ganze Familie auf den heimischen Höfen einfindet, um mitzuhelfen. Über viele Kilometer sieht man die Schafsherden dahintrotten, blöken und meckern.
Unsere letzte Wanderung vor dem Ende unseres Roadtrips beginnen wir auf dem Wanderweg vom Hotel Edda in Laugar zum Ranagil-Wasserfall. Dieser und der Weg dorthin sind nach fast 3 Wochen und unzähligen Wanderungen in Island für uns jedoch leider nicht mehr besonders beeindruckend. Glücklicherweise versüßen uns unzählige wilde Blaubeeren den Weg. Sie scheinen nur darauf gewartet zu haben, von uns geerntet zu werden. Wir schlagen uns die Bäuche voll, bis wir Angst haben zu platzen – so lecker sind sie.
Im Osten der Halbinsel Snæfellsnes schlagen wir unser Zelt irgendwo im Nirgendwo auf. Es sollte unsere bisher unruhigste Nacht in der Natur werden.
Tag 18 | Einmal über die Snæfellsnes Halbinsel
Unerbittlich peitscht der Sturm mit Windstärke 7 bis 8 gegen unser Zelt, sodass wir mehrfach Angst haben, alles um uns herum würde wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Sollen wir mitten in der Nacht ins Auto wechseln? Den Abbau würde das Zelt jedoch bei dem Sturm und der Dunkelheit nicht unbeschadet überstehen. Es wird eine kurze Nacht mit wenig Schlaf für uns.
Auch den gesamten Tag über bietet uns Snæfellsnes einen intensiven Exkurs in Sachen isländisches Wetter. Auf der Nordseite fegt der Sturm mit bis zu Windstärke 10 über die Halbinsel und es benötigt echte Manneskraft, die Autotüren zu öffnen und zu schließen. Auf der Südseite hingegen herrscht Windstille, dafür liegt jedoch alles in dichtestem Nebel mit Sichtweiten unter 50 m. Besonders am westlichsten Punkt beim Snæfellsjökull wird das Wetter zu einem echten Erlebnis. Regen, Sonne und peitschender Wind treffen aufeinander und bringen einen Regenbogen nach dem anderen hervor.
Unsere Fahrt durch das Lavafeld Berserkjahraun zählt trotz oder gerade wegen des verrückten Wetters zu den Highlights unseres Roadtrips. Und wer kann schon von sich sagen, er hätte eines der beliebtesten Motive Islands, den Kirkjufell mit dem gleichnamigen Wasserfall Kirkjufellsfoss bei Windstärke 10 besichtigt?
Aufgrund des dichten Nebels fahren wir fast an der beeindruckenden Felsspalte Rauðfeldsgjá und der malerischen Búðakirkja bei Búðir vorbei. Erst vor Borgarnes lichtet sich der Nebel, sodass wir von der beeindruckenden Schönheit von Snæfellsnes kaum etwas gesehen haben. Aufgrund des zunehmenden Verkehrs merken wir plötzlich, in welch wundervoller Abgeschiedenheit wir die letzten Tage verbracht haben.
Für die nächste Nacht finden wir eine ruhige und windgeschützte Wiese auf dem Zeltplatz Varmaland. Bis 22 Uhr wird der Himmel von den in der Nähe stehenden Gewächshäusern beleuchtet, dann taucht alles in tiefe Dunkelheit.
Tag 19 | Lavahöhlen – Kaldidalur-Korridor – Reykjadalur Hot Springs
Die wasserreichsten heißen Quellen Islands befinden sich im Reykholtdalur. Am Selbstbedienungs-Stand bei der Quelle Deildartunguhver kaufen wir uns frische Tomaten, die aus den zahlreichen Gewächshäusern der Region stammen. Da hier aktuell gebaut wird, kommen wir nicht sehr nah an die sprudelnd heiße Quelle heran.
Etwas weiter nördlich legen wir einen kurzen Stopp an den Hraunfossar Wasserfällen ein, die auf einer Länge von etwa 700 m zu Hunderten scheinbar direkt aus der Lava herauszusprudeln scheinen. Die Fußgängerbrücke am Barnafoss bietet einen guten Blick auf die zahlreichen Fälle.
Aufgeregt fahren wir jedoch recht bald Richtung Norden auf die F578 zu den Surtshellir Lavahöhlen, wo unser nächstes Abenteuer auf uns wartet. Fast eine Stunde klettern wir bei völliger Dunkelheit und Stille mutterseelenalleine durch eine der Höhlen. Eine gute Taschenlampe ist unerlässlich. Ersatzbatterie oder Ersatzlampe nicht vergessen!
Weiter führt uns die Straße 550 durch das schroffe Kaldidalur Tal. Die F550 ist zwar keine F-Road, darf aber trotzdem nur mit Genehmigung und Allradfahrzeugen befahren werden. Auf halber Strecke wagen wir am Langjökull einige Schritte auf das Eis des Gletschers. Von hier aus starten auch einige Erkundungstouren mit riesigen Monstertrucks aufs ewige Eis. Am späten Nachmittag schließt sich buchstäblich der Kreis unseres Roadtrips mit unserer Ankunft im Þingvellir.
Bei Wind und Regen packen wir Badesachen, Handtuch und Proviant ein und machen uns auf den Weg hinauf zu den Hot Springs von Reykjadalur. Neben Touristen treffen wir vor allem Einheimische aus der Umgebung an, die ihren Sonntag mit einem heißen Bad und einem Bier ausklingen lassen. Ahhh, endlich haben wir auch mal das Vergnügen in einem heißen Bach zu entspannen. Trotz Regen (ganz schön doof wenn es in die Wanderschuhe regnet) ist es der perfekte Ausklang unserer Island Reise.
Tag 20 | Krýsuvík – Reykjavik – Flughafen
Noch nie haben wir unser Zelt in der Dunkelheit so rasch aufgebaut wie am Abend zuvor, was wohl irgendwie mit dem strömenden Regen zusammenhing. Übernachtet haben wir auf dem Gata free camping in Strandakirkja auf der Reykjanes Halbinsel. Er ist der einzige uns bekannte kostenlose Campingplatz in Island (nicht zu verwechseln mit dem 500 m entfernten kostenpflichtigen T-bær Camping).
Da wir noch nicht direkt nach Reykjavik fahren wollen, nehmen wir einen Umweg über das Geothermalgebiet Krýsuvík. Die Straße 42 führt durch Lavafelder, schwarze Berge, vorbei am Kleifarvatn und bietet uns überraschend einen ganz besonderen Abschied von Islands Natur. Eigentlich wollen wir gar nicht mehr nach Reykjavik, denn schon in Hafnarfjördur nimmt der Verkehr stark zu. Aber ein Besuch Islands ohne Hauptstadt?
Wir schlendern den Nachmittag durch die Straßen von Reykjavik, schmunzeln über Männer, die barfuß durch die Straßen laufen, schlängeln uns durch die Touristenmassen an der Hallgrimskirkja und schauen sehnsüchtig vom Sólfariður über den Fjord auf die wilden Berge.
Den Sonnenuntergang am letzten Abend genießen wir dick eingepackt am Leuchtturm von Garður. Wir lassen die erlebnisreichen drei Wochen Revue passieren. Sprechen über Dinge die wir sehen wollten und über solche, die wir leider nicht erlebt haben. Auf unserer Liste fehlt beispielsweise noch der Haken bei „Wale in freier Wildbahn sehen“.
Als wir schon ziemlich ausgekühlt zurück zum Wagen wollen, schießt vor unseren Augen plötzlich eine Fontäne aus dem Wasser. Erst einer, dann zwei, dann drei Wale tummeln sich in der Bucht. Sie prusten Wasser in die Höhe und schwimmen langsam und friedlich dahin. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie uns das Glück in diesem Moment erfüllt! Spätestens jetzt wollen wir wieder ins Auto steigen und für unbestimmte Zeit in die Weite und unendliche Schönheit Islands eintauchen.
Roadtrip Island: Alle Reiseberichte unserer Route
› Reisebericht der 1. Woche: Der Süden: Vom Golden Circle zur Gletscherlagune Jökulsárlón
› Reisebericht der 2. Woche: Die entlegenen Ostfjorde, Mývatn und der Norden von Island
› Die komplette Route im Überblick: In 20 Tagen um die Insel – Unsere Route durch Island
UNSERE BUCHUNGS-TIPPS FÜR DEINE ISLAND REISE
- Flug: Skyscanner / Booking.com* (nur Vorab-Suche / bei Airline direkt buchen)
- Hotel: Booking.com* / agoda.com / Airbnb
- Mietwagen: billiger-mietwagen.de*
- Kreditkarte: DKB*
- Touren: GetYourGuide*
- Reiseführer: amazon.de*
Weitere Reiseberichte von uns aus Island
› Island Reiseguide – Tipps & Infos für einen Camping-Roadtrip
› Zelten in Island – Die schönsten Campingplätze
› Island Sehenswürdigkeiten – unsere ganz persönlichen Highlights
› Roadtrip Songs – Die perfekte Playlist für düstere und verregnete Tage
› Packliste Island – Wandern, Campen, Roadtrip
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