Nach einer ersten unglaublichen Woche durch Island voller Ohhhs und Ahhhs verlassen wir die touristischen Hotspots im Süden und machen uns auf, die entlegenen Ostfjorde, das Gebiet um den Mývatn-See sowie den Norden des Landes zu erkunden.
Und auch hier gibt es wieder viel zu sehen, zu staunen und zu entdecken. Atemberaubende Panoramen in den Ostfjorden, das dampfende und geothermisch aktive Gebiet Mývatn, wunderschöne Wasserfälle zum Verlieben und zerklüftete Canyons im Vesturdalur Tal. In Islands Osten und Norden wird es so schnell nicht langweilig.
Die Übersicht unserer gesamten Route durch Island findest du in diesem Beitrag: Roadtrip Island: In 20 Tagen um die Insel
Roadtrip Island: Tag 8 – 12 unserer Route
Tag 8 | Vom Hengifoss in die Ostfjorde nach Borgarfjörður
Nach unserer allerersten Sichtung von Polarlichtern am Vorabend legen wir auf der Fahrt von Egilsstaðir zu den Ostfjorden zunächst noch einen kleinen Stop ein. Zum „Warmwerden“ wandern wir entlang riesiger Basaltsäulen hinauf zum beeindruckenden Hengifoss, mit 118 m Islands Nummer 4 der höchsten Wasserfälle. Auf dem Weg zurück bietet sich ein toller Blick über den Lögurinn-See, in welchem ein Seeungeheuer leben soll. Wir können es leider nicht entdecken – vielleicht ist es zu Besuch bei Nessi in Schottland?
Wer Einsamkeit und atemberaubende Panoramen sucht, darf an den Ostfjorden auf keinen Fall vorbeifahren. Hinter Egilsstaðir verlassen wir die Ringstraße, um auf der Straße 94 weit hinein in die Ostfjorde zu fahren. Vor uns das Bergmassiv, links neben uns das stürmische Meer, geht es etwa 50 km nördlich von Egilsstaðir in engen Kurven über einen Bergkamm. Oben angekommen, genießen wir bei einem frisch gekochten Kaffee fast eine Stunde lang die atemberaubende Aussicht auf das Tal und das wilde Meer.
Wir passieren den Kamm und wissen kaum wohin wir zuerst blicken sollen. Gewaltige Bergpanoramen und fantastische Fjordblicke begleiten uns bis nach Borgarfjörður, einem verschlafenen Örtchen in einem malerischen Fjord. Die Umgebung bietet ausgezeichnete Wandermöglichkeiten, die wir auch prompt nutzen. Am Ende der Straße 94, in Borgarfjarðarhöfn, lassen sich bis Mitte August sogar tausende Papageientaucher beobachten, wir sind jedoch leider zu spät.
UNSER ÜBERNACHTUNGSTIPP: Die Nacht verbringen wir mit nur 2 weiteren Paaren auf einem schönen Campingplatz in Borgarfjörður. Anscheinend ist der Platz bereits geschlossen, denn es kommt niemand zum Abkassieren vorbei. Wir haben dennoch warmes Wasser, mehrere saubere Duschen mit Münzautomaten, sowie neuwertige Toiletten und eine beheizte Küche.
Tag 9 | Vom mächtigen Dettifoss ins Vesturdalur Tal
Wir fahren zurück auf der einzigen Straße, die in die Abgeschiedenheit nach Borgarfjörður führt. Zurück über den Bergkamm und vorbei an der phänomenalen Aussicht vom Vortag. Über die unbefestigten Straßen 944 und 925 landen wir schließlich wieder auf der Ringstraße. Die folgenden 100 km sind sehr unspektakulär und geprägt von kahler Landschaft.
Zum mächtigen Dettifoss, den wir leider nur bei strömendem Regen sehen, führen zwei Straßen. Wir biegen auf die westlich gelegene 862 ein und unternehmen eine beeindruckende Wanderung durch einen tiefen Canyon, in dessen Mitte der imposante Hafragilsfoss hinabstürzt. Neben dem Wasserfall fühlt man sich echt winzig klein.
Ab hier gleicht die Straße ins Vesturdalur Tal eher einer F-Straße und wir kommen trotz Allrad nur gemächlich voran. Vom Park- und Campingplatz in Hljóðaklettar führt uns eine abwechslungsreiche kurze Wanderung durch fantastische Basaltformationen und einer mächtigen, von erkalteter Lava geformten Basaltmauer, hinauf zum farbenprächtigen Vulkan Rauðhólar.
UNSER ÜBERNACHTUNGSTIPP: Der Zeltplatz im Tal ist wunderschön inmitten von Natur gelegen und bietet eine entspannte und ruhige Nacht.
Tag 10 | Ásbyrgi und nördliches Mývatn
Nördlich des Vesturdalur liegt die Formation Ásbyrgi wie ein riesiges Hufeisen in der Landschaft, in deren Mitte die Felseninsel Eyjan thront. Wie es zu dieser Felsformation kam, weiß keiner so genau. In der Mythologie wird sie von den Isländern dem Hufabdruck von Odin’s Pferd Sleipnir zugeschrieben.
Auf dem Weg zum Mývatn See fahren wir einen kleinen aber schönen Umweg über Húsavik. Wir sind uns noch immer unsicher, ob wir eine Whale-Watching Tour machen wollen, entscheiden uns in Húsavik aber gegen ein volles Boot und hoffen weiterhin auf eine natürlichere Begegnung mit den Meeresbewohnern.
Unser nächstes Ziel ist die Region Mývatn. Ein geothermisch und vulkanisch sehr aktives Gebiet, in dem es an jeder Ecke blubbert und dampft. Schwarze Lavafelder und rauchende Erdspalten am Vulkansystem Krafla, blubbernde Schlammtöpfe und zischende Solfatare am Fuße des Námafjall sowie heiße Quellen wie beispielsweise die Grjótagjá prägen diese Umgebung. Über der gesamten Umgebung des Mývatn schwebt chronisch der Geruch von Schwefel. Selbst das Duschwasser auf dem Campingplatz stinkt bestialisch (Silberschmuck ablegen nicht vergessen!). Wir befinden uns wieder an einer touristischen Hauptattraktion, an der jeder Rundreisende einen Stopp einlegt.
Tag 11 | Von Dimmuborgir zum wunderschönen Aldeyjarfoss
Den heutigen Tag starten wir im Gebiet von Dimmuborgir (Dunkle Burgen). Ein befestigter sowie ein leicht anspruchsvoller Weg führen durch das erstarrte Lavafeld vorbei an bizarren Felsen bis zur Kirkja, einem von Lava geschaffenen Portal. Die vielen abstrakten Tuffsteinformationen erinnern oft an erstarrte Trolle.
Nachmittags klettern wir auf der westlichen Seite des Mývatn-Sees auf den Vindbelgjarfjall. Das Panorama ist herrlich, jedoch wissen wir nun auch, warum der Mývatn auch Mückensee genannt wird. Abhalten sollte uns das jedoch nur bedingt, denn dutzende reife Blaubeeren am Wegesrand wollen gepflückt und vernascht werden.
Der wunderschönste Wasserfall Islands ist für uns ganz klar der Aldeyjarfoss. Die letzten 4 km vom Ende der Straße 842 kommend, können nur mit einem Allradfahrzeug auf der Hochlandpiste F26 befahren oder alternativ gewandert werden. Das milchblau schimmernde Wasser stürzt in einen mit Basaltformationen umrahmten Pool und schlängelt sich bilderbuchgleich durch einen Canyon. Stundenlang hätten wir hier sitzen und den Wasserfall betrachten können.
Etwa 4 km weiter ins Hochland hinein, erreichen wir den breiten Hrafnarbjargafoss, einer der wohl unbekanntesten aber deswegen nicht weniger schönen Wasserfälle Islands. Noch während wir unseren Frischwasser-Kanister auffüllen, werden wir von immer dichter werdenden Nebel umhüllt. So beschließen wir spontan zu bleiben wo wir sind und schlagen unser Zelt auf einer klitzekleinen Fläche auf, die weitestgehend frei von scharfkantigem Lavagestein ist.
Tag 12 | Goðafoss – Akureyri – Hvítserkur Felsen auf Vatnsnes
Auch heute Morgen ist der Blick auf den Hrafnarbjargafoss nicht besser. Wir bauen unser Zelt ab und fahren entlang der Schotterstraße 844 zurück auf die Ringstraße. Vorbei am imposanten Goðafoss geht’s nach Akureyri, wo wir unsere Vorräte im Supermarkt auffüllen und kurz durch die Innenstadt schlendern.
Mit der Vorstellung, in einem Hot Pool mit Blick aufs Meer zu entspannen, fahren wir weiter nach Grettislaug. Doch leider wird die Sicht durch eine riesige Steinmauer versperrt. So beschließen wir, weiter nach einem anderen natürlichen Hot Pool zu suchen. Entschädigt werden wir jedoch durch die sehr schöne Fahrt nach Grettislaug.
Wir verlassen die Ringstraße und biegen auf die Halbinsel Vatnsnes ab. An der nördlichen Küste spazieren wir bei Ebbe zum Felsen Hvítserkur, ein der Legende nach versteinerter Troll. Er erstarrte, als er von der Sonne überrascht wurde, während er mit Steinen auf ein Kloster warf. Bei der Interpretation seiner Form sind der Fantasie aber keine Grenzen gesetzt.
10 km nördlich in Hindisvík soll eine der größten Robbenkolonien des Landes sein. Da es jedoch bereits dämmert und die Schotterstraße in einem schlechten Zustand ist, fahren wir direkt zum Illugastadir Zeltplatz an der Westküste. Dieser erweist sich mit Blick auf das Meer und die Westfjorde als ein absoluter Bilderbuch-Campingplatz, auch wenn der Wind unerbittlich gegen das Zelt peitscht.
Roadtrip Island: Alle Reiseberichte unserer Route
› Reisebericht der 1. Woche: Der Süden: Vom Golden Circle zur Gletscherlagune Jökulsárlón
› Reisebericht der 3. Woche: Islands einsame Westfjorde, der Kaldidalur-Korridor & Snæfellsnes
› Die komplette Route im Überblick: In 20 Tagen um die Insel – Unsere Route durch Island
UNSERE BUCHUNGS-TIPPS FÜR DEINE ISLAND REISE
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- Hotel: Booking.com* / agoda.com / Airbnb
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