Bukarest – Hauptstadt von Rumänien und ein absolut unterschätzes Reiseziel. Wir haben der charmanten Stadt einen Besuch abgestattet und können nur sagen: völlig zu Unrecht! In diesem Blogbeitrag zeigen wir dir, wie du die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bukarest bei einem Spaziergang erkunden kannst und geben dir wertvolle Tipps für deinen Aufenthalt.
Inhalt
- 1 Unser Vorschlag für einen Stadtrundgang durch Bukarest
- 2 Eine Stadt mit bewegter Vergangenheit
- 3 Der Größenwahn eines Einzelnen
- 4 Boulevard mit verlorenem Glanz
- 5 Reizvolle Altstadt mit historischem Kern
- 6 Passagen der Gegensätze
- 7 Die Straße des Sieges
- 8 Graffitis in Bukarest
- 9 Versteckte Bars & leckeres Essen
- 10 Das Party-Viertel in Bukarest
Unser Vorschlag für einen Stadtrundgang durch Bukarest
Bei einem Spaziergang durch Bukarest sieht man deutlich den Einfluss der französischen Architekten, die im 19.Jahrhundert die Stadt umgestalteten. Der französische Charme sorgte dafür, dass Bukarest lange als „Paris des Ostens“ galt. Mit seinen breiten Boulevards, dem Triumphbogen auf der Soseaua Kiseleff, den vielen Kaffeehäusern und Jugendstil-Gebäuden wähnt man sich noch heute tatsächlich oftmals in Frankreich statt in Rumänien.
In unserem City-Guide zeigen wir dir, wie du Bukarest an nur einem Tag bei einem Stadtrundgang erkunden und dabei sehr viele Sehenswürdigkeiten mitnehmen kannst.
Während der Amtszeit des Diktators Nicolae Ceaușescu mussten leider viele historische Gebäude für seine größenwahnsinnigen Projekte im Zuckerbäckerstil weichen. Seit der rumänischen Revolution im Jahr 1989 arbeitet Bukarest seine Vergangenheit auf und präsentiert sich mit beeindruckenden Prachtbauten, restaurierten Baudenkmälern, pittoresken Nebenstraßen und einer lebendigen Altstadt. Überall laden unzählige hübsche Restaurants und Cafés zu einer Kaffeepause, einem deftigen Essen oder einem leckeren rumänischen Bier ein.
Wir hätten stundenlang durch die kleinen Nebenstraßen schlendern und das Flair in uns aufsaugen können. Sehr schade, dass wir diese Stadt bei der Planung unseres Kurztrips unterschätzten und nur wenig Zeit für Sightseeing hatten.
Eine Stadt mit bewegter Vergangenheit
Einen neuen Ort lernt man am besten durch Gespräche mit Einheimischen kennen. Wir haben uns einer kostenlosen Führung von BTrip Bucharest angeschlossen und können dir diese Free Walking Tour wärmstens empfehlen. Das junge Team erklärt auf spannende, leidenschaftliche und sehr interessante Weise die bewegende Geschichte der Stadt und des Landes. Ein entsprechendes Trinkgeld zu geben, fällt bei diesen sympathischen Guides recht leicht.
Die Tour startet täglich um 10:30 Uhr vor dem Ateneul Român (Strada Benjamin Franklin 1-3) und endet am Parlamentspalast. Auf der Homepage von BTrip Bucharest findest du neben der Möglichkeit einer Voranmeldung auch einige sehr gute Empfehlungen zu Restaurants und Cafés (auch für Vegetarier) sowie Tipps zu den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Als Alternative zur Besichtigung des Parlamentspalastes kannst du – wie wir es getan haben – deinen Bukarest Stadtrundgang auch mit dieser kostenlosen Tour starten. Wir halten es für die interessantere Art Bukarest kennenzulernen.
Der Größenwahn eines Einzelnen
Nach der sehr informativen Free Walking Tour starten wir unsere eigene Erkundungstour am heutigen Parlamentspalast. Auf Anweisung des ehemaligen Diktators Nicolae Ceaușescu wurde 1984 mit dem Bau des mächtigen Palastes im sozialistisch-klassizistischem Stil begonnen. Unzählige, zum Teil historische Wohnhäuser, Kirchen, Synagogen sowie Teile der Altstadt wurden zwangsgeräumt und zerstört. Manche Gebäude wurden auf Gleise gestellt und wenige hundert Meter verschoben. Was für ein Wahnsinn!
Bereits zur Revolution im Jahr 1989 wurde der Palast nahezu fertiggestellt und bringt den Größenwahn Ceaușescus zum Ausdruck. Mit über 12 Stockwerken und 1.000 Räumen ist der monumentale Palast das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. Nur das Pentagon ist noch größer.
Schon von außen wirkt der Palast sehr eindrucksvoll. Willst du noch mehr Prunk sehen, kannst du im Rahmen einer geführten 2-3 stündigen Tour einige Säle und Galerien des Parlamentspalastes besichtigen. Eine Voranmeldung ist nur telefonisch und maximal 24 Stunden vorher möglich (Öffnungszeiten und Preise). Oder du schließt dich direkt vor Ort einer Tour an (Personalausweis oder Reisepass mitnehmen!).
Boulevard mit verlorenem Glanz
Wir wenden uns vom Parlamentspalast ab und schlendern den Boulevard Unirii hinunter. Für einen kurzen Moment scheint es, als seien wir auf der Avenue des Champs-Élysées in Paris, nur ist der Boulevard Unirii noch breiter und länger. Auf der kompletten Länge des einstigen „Boulevard des sozialistischen Sieges“ geben allerhand Springbrunnen ihr Bestes. Dennoch ist diese „Prachtstraße“ von Bukarest wenig frequentiert.
Durch kleine Straßen schlängeln wir uns bis zum Fluss Dâmbovița vor. Hier präparieren Angler ihre Köder und alte Damen sind in Gespräche vertieft. Hinter der Brücke betreten wir den historischen Kern von Bukarest, das Lipscani-Viertel.
Reizvolle Altstadt mit historischem Kern
Das Lipscani-Viertel erkunden wir mehr oder weniger ohne festen Plan. Wir biegen mal rechts ab, mal links ab. Schlendern durch enge Seitenstraßen, stoppen an alten verfallenen Häusern und neu restaurierten Denkmälern. Es gibt viel zu entdecken in der historischen Altstadt.
Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten ist der Fürstenhof des Vlad Tepeş (Biserica Curtea Veche), eher bekannt als Dracula. Der Hype um den Fürsten, der Dank Bram Stoker‘s Roman als grausamer Vampir bekannt wurde, wird in der ganzen Stadt ausgenutzt und exzessiv mit allem möglichen Nippes vermarktet.
In einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert überrascht die Buchhandlung Cărtureşti Carusel mit einem modernen, hellen Design, 6 Stockwerken und einer erholsamen Ruhe vom Großstadttrubel. Im obersten Stockwerk befindet sich zudem ein Café.
Zwischen hohen Gebäuden entdecken wir die griechisch-orthodoxe Biserica Stavropoleos, die uns mit Gesang während eines Gottesdienstes anlockt. Die Kirche gilt als eine der schönsten und bedeutendsten Denkmäler in Bukarest.
Wenige Meter neben der Kirche befindet sich das Caru‘ cu Bere, Bukarests bekanntestes Restaurant und eine wahre Institution. Wer hier essen möchte, muss etwas Geduld mitbringen. Dennoch lohnt die Wartezeit, denn das Restaurant bietet über zwei Stockwerke verteilt genügend Sehenswertes: ein prächtig dekoriertes Gewölbe, gedrechselte Balustraden, Holzschnitzereien und zahlreiche Fresken. Zwischen den vergoldeten Säulen wird an schweren, rustikalen Holzmöbeln leckeres rumänisches Essen und ausgezeichnetes hausgebrautes Bier serviert.
Wir schlendern durch die Straßen der Altstadt, vorbei an mächtigen, beinahe palastartigen Bauwerken, an hübsch restaurierten Wohnhäusern, der Nationalbank und vielen Cafés. Übrigens: bei gutem Wetter kannst du in der Skybar des Pura Vida Hostels einen tollen Blick über die Stadt bei einem Drink genießen.
Bei Regen und schlechtem Wetter kannst du eine Kaffeepause in den beiden glasüberdachten Arkadenstraßen Pasajul Maca und Pasajul Villacrosse einlegen. Auch das Curtea Berarilor bietet gute traditionelle Küche und leckeres Bier.
An der Strada Doamnei haben sich in einer kleinen Nebenstraße wie auch in dem ehemaligen Börsenpalast kleine Antik- und Trödelmärkte angesiedelt.
Passagen der Gegensätze
Weiter Richtung Norden verlassen wir das Lipscani-Viertel und erreichen schon bald die Pasajul Victoria. Bekannt ist diese Passage durch die vielen bunten Regenschirme, die scheinbar am Himmel schweben. Auch hier könntest du wieder eine Pause in einem der Cafés einlegen.
Die Englische Passage (Pasajul Englez) erzielt nicht ganz so viel Aufmerksamkeit und ist nicht so leicht zu finden. Im Gegensatz zu der Pasajul Victoria sind die beiden Eingänge der Pasajul Englez klein, dunkel und unscheinbar. In früheren Zeiten war dies der Flur des Hotels English, welcher jedoch als Passage zwischen den beiden großen Boulevards genutzt wurde. Heute ist die Passage sehr ungepflegt und etwas unheimlich.
Die Straße des Sieges
Am westlichen Ende der Passage biegen wir auf die Calea Victoriei (Siegesstraße) ab, eine der wichtigsten und geschichtsträchtigsten Straßen Bukarests. Wunderschöne Paläste und Gebäude säumen ihren Weg.
Das Wiedergeburtsdenkmal (Memorialul Renasterii) auf dem Revolutionsplatz ist schon von Weiten zu sehen. Diese 25 m hohe Marmorsäule mit Metallkrone soll an die Opfer erinnern, die bei den Demonstrationen gegen die kommunistische Diktatur unter Ceaușescu im Jahr 1989 ihr Leben ließen. Das Denkmal, auch liebevoll „aufgespießte Kartoffel“ genannt, wird von vielen Rumänen nicht sonderlich geschätzt und bekommt oftmals etwas Farbe ab.
Am 21. Dezember 1989 begann auf dem Revolutionsplatz das kommunistische Regime von Präsident Nicolae Ceaușescu zu bröckeln. Zehntausende Menschen fanden zum ersten Mal während seiner Amtszeit den Mut, sich gegen ihn zu stellen. An diesem Tag sollte Ceaușescu seine letzte öffentliche Rede auf dem Balkon des heutigen Gesundheitsministeriums halten. Es folgten blutige Aufstände, keiner wusste genau, zu welcher Partei der andere gehörte. In vielen Hauswänden rings um den Revolutionsplatz sind noch immer die Einschusslöcher von damals zu sehen. Wenige Tage später wurden Ceaușescu und seine Ehefrau exekutiert.
Das Haus der Architekten diente bis zur Revolution von 1989 als Hauptquartier der Staatssicherheit (Securitate) des Landes und wurde stark zerstört. Nach der umfangreichen Restauration symbolisiert es heute das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart.
Gegenüber des Revolutionsplatzes befindet sich die Universitätsbibliothek von Bukarest. Im 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Palast für König Carol I. Sein Reiterbild steht unübersehbar vor der Bibliothek, welche während der Revolution ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen und in den Jahren danach wieder restauriert wurde.
Das prächtige Athenäum (Ateneul Român) ist das Hauptkonzerthaus von Bukarest. Unter der Leitung diverser Architekten erhielt das Konzerthaus sein heutiges Aussehen – eine Mischung unterschiedlicher Baustile. Nur äußerlich erinnert es an einen Bau aus der griechischen Antike. Die Fresken in der Halle erzählen wichtige Ereignisse der Geschichte Rumäniens.
Graffitis in Bukarest
Bevor wir den vierspurigen Boulevard General Gheorghe Magheru nach Osten überqueren, suchen wir in der Strada Arthur Verona vergeblich nach Graffitis, die es hier zu Hauf geben soll. Wir geben auf und schmökern stattdessen eine Weile durch die Buchhandlung Cărturești Verona. In dieser riesigen Altbauwohnung voller Bücher wandeln wir fasziniert von einem Raum in den nächsten und vergessen dabei völlig die Zeit. Als wir die Buchhandlung verlassen, dämmert es bereits. Und plötzlich erblicken wir die gesuchten Graffitis – in der Strada Arthur Verona Pictor. Hmm, ein kleiner aber feiner Unterschied im Straßennamen.
Versteckte Bars & leckeres Essen
Zum Ausklang des Tages schlendern wir erneut ohne festen Plan zurück in die Altstadt. Dabei werden wir auf ein Haus aufmerksam, von dessen Innenhof wir Stimmen und Lachen hören. Neugierig wie wir sind, strecken wir unseren Kopf hinein und stellen überrascht fest, dass es sich um ein Lokal handelt. Das Dianei 4 entpuppt sich als eine Bar in einer nichtrenovierten Altbauwohnung mit unheimlich gemütlicher Atmosphäre, sodass wir spontan auf ein Bier bleiben.
Unsere Restaurantempfehlung zum Abendessen: Caru‘ cu Bere (Strada Stavropoleos 5) und La Mama (Strada Băcani 1) mit traditioneller rumänischer Küche in der historischen Altstadt.
Du weißt nicht, was du bestellen sollst? In unserem Food-Guide für Rumänien stellen wir dir die bekanntesten Gerichte und Getränke vor.
Das Party-Viertel in Bukarest
Zu unserer Überraschung stellen wir bei der Rückkehr ins Lipscani-Viertel fest, dass dort abends mächtig der Bär steppt. Die Cafés, Bars und Straßenzüge quellen über vor Menschen, Bässe wummern die ganze Nacht hindurch und an einen entspannten Spaziergang nach dem Abendessen ist nicht zu denken. Für Partygänger ist es jedoch genau das Richtige.
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