Sofia? Wie kommt ihr auf dieses Reiseziel? Warum nicht? Wir lieben Osteuropa. Nicht die zerfallenden Plattenbauten, wohl aber die bröckelnden Fassaden aus der Gründerzeit, die kommunistischen Protzbauten, die kleinen Gassen, urigen Restaurants und schicken Cafés. Die ruppig wirkenden, aber überaus herzlichen Menschen, das reichhaltige und deftige Essen und das Gefühl zum Wesentlichen zurückzukehren. Osteuropa ist für uns ein bisschen wie früher – als man noch mit wenig sehr glücklich war.
Inhalt
Ankunft in Sofia: Der erste Eindruck
Wir landen mit einem Billigflieger von unserem Athen-Städtetrip am Terminal 1 am Sofia Airport. Gespannt auf das, was uns in Bulgarien erwartet, betreten wir die Ankunftshalle – sie ist schäbig und heruntergekommen. Sind wir in den falschen Flieger gestiegen und nun im hintersten Winkel der Mongolei gelandet? Beim Anblick der sanitären Anlagen muss ich plötzlich doch nicht mehr für kleine Mädchen. Zustände schlimmer als in Südostasien. Neugierig treten wir ins Freie. Triste graue Plattenbauten begrüßen uns in der Ferne. Der Shuttlebus zu Terminal 2 und der Metro-Station fährt uns vor der Nase weg. Eine halbe Stunde Zeit, die Bulgaren zu beobachten, wie sie mit ihren alten Ladas vorfahren, sich freundlich begrüßen und dabei doch klingen als würden sie streiten. Terminal 2 ist das komplette Gegenteil von Terminal 1: funkelnagelneu, sauber, aufgeräumt. Die Metro tipptopp. Einziges Manko: während der Fahrt in die Stadt kannst du nichts außer Schallschutzwände bestaunen.
Sofia auf den zweiten Blick
Das Zentrum von Sofia schafft es sehr schnell, unsere anfänglichen Bedenken beiseite zu räumen. Kleine Straßen, teilweise mit Kopfsteinpflaster, prunkvolle Kirchen im neobyzantinischen Stil, historische Gebäude und kommunistische Prunkbauten. Nebenan hippe Einkaufsläden, schicke Cafés, moderner Street Art. Und nicht zu vergessen, das fantastische Essen und günstige Preise. Eine wilde Mischung aus Moderne und Ostblock-Charme. Noch dazu ist Sofia sehr grün und das Vitosha-Gebirge liegt direkt vor den Toren der Stadt.
Im Gegensatz zu den meisten osteuropäischen Städten gibt es in Sofia kaum Hektik oder nerviges Gehupe. Die Menschen sind entspannt und Großstadtmenschen wie wir müssen erst mal einen Gang zurückschalten, damit nicht wir die Sofioten umrennen. Ebenso entspannt kannst du auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt bequem an einem Tag erkunden, da diese sehr nah beieinander liegen.
Sofia ist reich an Kultur
Das Stadtbild von Sofia ist vielfältig, da es von der Architektur der Römer, des Osmanischen Reichs sowie des Kommunismus geprägt it. Die bulgarische Hauptstadt zählt zu den ältesten Siedlungen Europas. Archäologische Funde deuten auf eine steinzeitliche Siedlung vor etwa 8000 Jahren hin. Während der Bauarbeiten an der Metro wurden 2010 unterhalb des Unabhängigkeitsplatzes zahlreiche antike Gebäude aus dem zweiten Jahrhundert sowie eine Kirche aus dem 12./13. Jahrhundert samt Fresken gefunden.
Die Sveti Georgi Rotunda (Rotunde des Heiligen Georg) ist eines der ältesten Gebäude Sofias und befindet sich inmitten des ausgegrabenen historischen Zentrums namens Serdica, welches im Innenhof des imposanten Gebäudekomplexes „Largo“ liegt. Ein Teil des Komplexes ist der Präsidentenpalast. Der Wachwechsel vor dem Palast findet stündlich statt.
Direkt neben dem Unabhängigkeitsplatz findest du die schöne antike Sveta Petka Kapelle.
Eines der bedeutendsten Bauwerke aus der Zeit der osmanischen Herrschaft und zugleich eine der ältesten Moscheen Europas ist die orthodoxe Kathedrale Sweta Nedelja. Zusammen mit der benachbarten katholischen Kirche, der jüdischen Synagoge und der muslimischen Banja-Baschi-Moschee gehört sie zum “Quadrat der Toleranz” (oder auch „Platz der Toleranz“), ein Symbol für ein friedliches Miteinander von unterschiedlichen Religionen.
DAS Wahrzeichen von Sofia, die prächtige Alexander-Newski Kathedrale ist eine der größten orthodoxen Kirchen auf der Balkan-Halbinsel. Die vergoldeten Kuppeln entfalten ihre Pracht am schönsten im Schein der untergehenden Sonne. Ein weiteres optisches Highlight ist die kleine Sveti Nicolay Kirche mit ihren vergoldeten Kuppeln.
Bei all den wirklich imposanten Kirchen, Kathedralen und antiken Gebäuden hat uns jedoch die orthodoxe Sveti Sedmochislenitsi Kirche am besten gefallen. Sie liegt an der Kreuzung der beiden Straßen Tsar Iwan Shishman und Graf Ignatiev, wo alternative Kultur und Cafés groß geschrieben werden. Im Park vor der Kirche kannst du eine Pause einlegen, die Stimmung der Kirchengänger einfangen oder über den Markt schlendern, auf dem Obst, Gemüse, Kleidung und Bücher feilgeboten werden.
Kurioses entdecken in Sofia
Knieläden
Die sogenannten Klek-Shops (Klek bedeutet „Hocke“ auf Bulgarisch) sind das Pendant zum Berliner oder Hamburger Späti. Nur kann man die Läden nicht betreten, sondern ordert direkt am Fenster in Kniehöhe. Einige von ihnen haben rund um die Uhr geöffnet. Mittlerweile finden sich auch moderne Formen des Knieladens in großen Schaufenstern mit Leuchtreklame. Man muss ja mit der Zeit gehen.
Sonderbare Hochsitze an Kreuzungen
Als wir diese sonderbaren Kästen zum ersten Mal sehen, lacht Ronny herzhaft auf. „Haha, die Dinger kenne ich noch von früher aus der DDR“ und muss mir ahnungslosem Westkind erst einmal erklären, was es damit auf sich hat. Von diesen Hochsitzen aus wurde früher der Verkehr geregelt. Auch heute sollen sie noch in Betrieb sein. Während unseres Aufenthalts in Sofia haben wir jedoch nie einen bemannten Sitz gesehen.
Die dunkle Seite von Sofia
Zwar leben wir nicht mehr in Zeiten, in denen der Strom zu einer bestimmten Uhrzeit gekappt wird, dennoch ist die Chance sehr groß, dass du in Sofia sprichwörtlich im Dunkeln tappst. Denn einige Straßen des Zentrums verfügen nach wie vor über keine Straßenbeleuchtung. So wird der Rückweg in die Unterkunft schnell zur Herausforderung.
Trendige und kulinarische Ecken in Sofia
Wenn es um das Hippe und Trendige geht, wird meist die Ulitsa Tsar Iwan Shishman besonders hervorgehoben. Eine Straße, die sich zum kulturellen Zentrum mit hippen Läden, Bars, Cafés und allerlei Street Art entwickelt hat. In dieser Gegend haben sich junge bulgarische Künstler auf Stromkästen und Hauswänden kreativ mit Graffiti und Paste-Up’s ausgetobt. Den oftmals im Netz verbreiteten Hype der Straßenzüge um die Ulitsa Tsar Iwan Shishman können wir jedoch nicht ganz nachvollziehen. Vielleicht liegt es ja daran, dass unsere Messlatte mit dem alternativen Schanzen- und Karoviertel in Hamburg recht hoch gesetzt ist.
Des Weiteren bieten Straßen wie die Ulitsa Graf Ignatiev und Ulitsa Hristo Belchev eine Vielzahl an tollen Cafés und Restaurant, die zum Verweilen einladen.
Unsere Restaurant-Tipps für Sofia
Hadjidraganovite Izbi
Das traditionelle bulgarische und rustikale Restaurant mit dem schwer auszusprechenden Namen verfügt über einen schönen ruhigen Garten im Hinterhof und bietet Live-Folklore-Musik am Abend. Unser Essen, eine typische Suppe im Brot, ein Lamm-Hackspieß sowie gebratene Leber waren fantastisch – zu einem sehr günstigen Preis. (Adresse: Ulitsa Hristo Belchev 18)
Divaka
Die moderne Einrichtung des Divaka lässt nicht vermuten, dass hier lokale Küche zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis serviert wird. Unbedingt probieren musst du die Tarator, eine kalte Gurkensuppe mit Dill und zerstampften Walnüssen. Mmhh, lecker! (Adresse: Hristo Belchev 16)
Supa Star
Eine absolut empfehlenswerte und sehr gut besuchte Adresse zum Mittagessen. Supa bedeutet „Suppe“ auf Bulgarisch. Hier wartet ein täglich wechselndes Angebot an günstigen und „supa“ leckeren Suppen auf dich. Man sagt, hier würde es die besten Suppen der Stadt geben. (Adresse: Tsar Ivan Shishman 8)
Auf dem Boulevard Vitosha
Weniger empfehlenswert sind die unzähligen und sehr unpersönlichen Cafés auf dem Boulevard Vitosha. Stattdessen bietet es sich aber an, auf dem Boulevard zu flanieren, in edlen Mode-Boutiquen zu shoppen oder durch Souvenirläden zu streifen. Wie wäre es mit dem für Bulgarien bekannten Rosenwasser als Mitbringsel?
Nützliche Infos zu Sofia
Anreise / Vom Flughafen in die Stadt
Bereits ab 24€ findest du Flüge bei Skyscanner von vielen deutschen Städten. Am Flughafen in Sofia hast du die Wahl zwischen Metro (0,80€), Bus (0,50€) und Taxi (ca. 5€). Am wenigsten von der Umgebung siehst du aufgrund von Schallschutzwänden in der Metro. Entscheidest du dich für das Taxi, bestelle es an einem offiziellen Taxi-Counter, z.B. „OK-Taxi“. Der Bus ist eine gute und günstige Alternative. Für die Metrotickets empfiehlt es sich, schon etwas Kleingeld dabei zu haben, da am Schalter so gut wie kein Wechselgeld vorhanden ist. Geld wechseln kann man auf freundliche Nachfrage hin im Terminal 2.
Herumkommen
Da in Sofia alle Sehenswürdigkeiten nahe beieinander liegen, kannst du die Stadt bequem zu Fuß erkunden.
Reiseführer
Leider existieren über Sofia keine Reiseführer. Daher hast du nur die Wahl, dir einen Reiseführer für Bulgarien zuzulegen oder du lässt dich einfach in Sofia überraschen.
- DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Bulgarien: mit Extra-Reisekarte*
- Reise Know-How Reiseführer Bulgarien*
- MARCO POLO Reiseführer Bulgarien: Reisen mit Insider-Tipps*
Kostenlose Touren durch Sofia
Hast du wenig Zeit oder möchtest du Sofia lieber in einer internationalen Gruppe erkunden? Dann können wir dir folgende Touren empfehlen. Diese sind allesamt kostenlos. Ein entsprechendes Trinkgeld am Ende der Tour ist jedoch mehr als angebracht – finden wir. Zudem gilt für alle Touren: eine Reservierung ist nicht erforderlich. Einfach hingehen.
Die kostenlose Stadtführung von Free Sofia Tour findet 3x täglich statt. Die Tour ist ideal, wenn du nicht lange in der Stadt bist, denn sie führt dich in rund 2 Stunden zu mehr als 35 Sehenswürdigkeiten im Zentrum. Eine gute und kompakte Möglichkeit Sofia im Schnelldurchlauf kennenzulernen.
Weitere kostenlose Möglichkeiten zur Erkundung von Sofia und des Vitosha-Gebirges bietet Sofia Green Tour. Bei der Fahrrad-Tour kannst du aus zwei unterschiedlichen Routen wählen: während die Green Bike Tour morgens stattfindet und durch die Parks um Sofias Zentrum herum verläuft, zeigt dir die Landmarks Bike Tour die wichtigsten Sehenswürdigkeiten am späten Nachmittag. Am Treffpunkt kannst du ein Fahrrad von Sofia Bike Rental für ca. 5€ leihen (ein E-Bike kostet ca. 12,50€).
Die Hiking Tour führt dich in das Vitosha-Gebirge. Von der Bojana-Kirche wanderst du mit der Gruppe zum Bojana-Wasserfall, vorbei an Panorama-Ausblicken auf Sofia und die Umgebung. Wir haben eine ähnliche Wanderung zu den Bojana-Wasserfällen auf eigene Faust unternommen. Sofia Green Tour bietet noch weitere interessante, aber kostenpflichtige Wanderungen an. Mehr Infos dazu findest du auf der Homepage von Sofia Green Tour.
Die kostenlose Food Tour von Balkan Bites ist eine tolle Möglichkeit, die bulgarische Küche und empfehlenswerte Lokale in Sofia kennenzulernen. Auf der 2-stündigen Tour kannst du leckere bulgarische Gerichte probieren und mehr über die landestypische Küche erfahren. Am Ende sollte der Guide jedoch mit einem entsprechenden Trinkgeld entlohnt werden, finden wir.
Unser Hotel-Tipp für Sofia
Wärmstens und uneingeschränkt empfehlen können wir das wunderschöne 5 Vintage Guest House* im Herzen der Stadt. Es besticht durch sein perfekt durchdachtes Design im Vintage-Look mit viel Liebe zum Detail sowie der Sauberkeit und Freundlichkeit. WLAN, kostenfreier Kaffee, Tee und kleine süße Snacks sind inklusive.
- Zur Unterkunft: 5 Vintage Guest House*
- Weitere Unterkünfte in Sofia: Unterkünfte Sofia*
UNSERE BUCHUNGS-TIPPS FÜR DEINE SOFIA REISE
- Flug: Skyscanner / Booking.com* (nur Vorab-Suche / bei Airline direkt buchen)
- Hotel: Booking.com* / agoda.com
- Kreditkarte: DKB*
- Touren: GetYourGuide*
- Reiseführer: amazon.de*
Hast du noch interessante Tipps für Sofia? Dinge, die man in dieser Stadt unbedingt gesehen haben muss? Tolle Restaurants oder Cafés? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Neugierig geworden? Einen weiteren Bericht aus Bulgarien findest du hier:
» Wandern im Vitosha-Gebirge: Bojana Wasserfall & Goldene Brücken
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