Bethlehem befindet sich nur etwa 10 Kilometer südlich von Jerusalem in den Autonomen Palästinensergebieten. Die berühmteste Sehenswürdigkeit ist die Geburtskirche Jesu, zu der täglich unzählige Christen pilgern. Wir haben schnell bereut, dass wir nur auf einen spontanen Tagesausflug hierher ins Westjordanland kamen. Die wenigen Stunden haben jedoch gereicht, um unseren Blick und unsere Gedanken zur politischen Lage in der Region in einen anderen Winkel zu rücken.
Wir zeigen die in diesem Beitrag die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bethlehem und wie du diese auf eigene Faust erkunden kannst.
Inhalt
Bethlehem – Der erste Eindruck
Schnell aufgefallen ist uns der fehlende Wohlstand im Vergleich zur israelischen Nachbarstadt. Keine moderne Tram und keine hippen Geschäfte. Wer sich jedoch vorstellt, dass hier bewaffnete Aufständische auf Pickups herumdüsen, liegt komplett falsch.
Im palästinensisch verwalteten Bethlehem leben überraschend viele Christen – und das in harmonischer Nachbarschaft mit den Muslimen. Wir wurden mit überwältigender Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft empfangen und fühlten uns immer sicher und willkommen.
Wir wären sehr gerne länger als nur den einen Tag in Bethlehem geblieben und hätten mehr Zeit zum Erkunden der Stadt und dem Kennenlernen der Menschen gehabt. Unsere Tipps für einen Tagestrip nach Bethlehem haben wir hier für dich zusammengestellt.
Anreise nach Bethlehem auf eigene Faust
Der Arab Bus 231 fährt regelmäßig für 5 Schekel (ca. 1,30 Euro) vom Damaskus Tor in Jerusalem bis in die Innenstadt von Bethlehem (außer an muslimischen Feiertagen).
Auch der Arab Bus 234 startet für 5 Schekel am Damaskus Tor. Er endet jedoch schon am Checkpoint 300, von welchem du zu Fuß ins Westjordanland einreise kannst. Aufgrund des Ramadan konnten wir nur den Bus 234 bis zur Grenze nehmen.
Für deinen Ausflug ins Westjordanland solltest du unbedingt deinen Reisepass inkl. der Visumskarte für Israel mitnehmen, da er am Checkpoint kontrolliert wird.
UNSER TIPP: Lass dir von den Taxifahrern an der Grenze keine völlig überteuerten Fahrten in die 3 km entfernte Innenstadt von Bethlehem aufschwatzen. Eine einfache Fahrt kostet maximal 20 Schekel (ca. 5 Euro) bis zur Geburtskirche Jesu. Alternativ kannst du einen palästinensischen Stadtbus einsteigen. Oder du gehst zu Fuß und kannst dir so die unzähligen Graffitis an der Separation Wall sowie die schöne Altstadt von Bethlehem ansehen.
Der Checkpoint 300
Am Checkpoint 300 ist immer Bewegung. Palästinenser möchten zu ihrer Arbeitsstätte nach Jerusalem oder pilgern zum Tempelberg. In anderer Richtung kommen christliche Pilger zur Geburtskirche nach Bethlehem.
Nach Palästina passierten wir den Checkpoint absolut problemlos. Auf dem Rückweg nach Jerusalem sind die Kontrollen jedoch strenger, sodass wir in einer Traube voller Menschen vor einem Stahltor landeten, die alle den Checkpoint nach Israel passieren wollten.
Wir beobachteten, dass die israelischen Soldaten die Menschen aus Palästina nicht einfach passieren ließen und die meisten von ihnen abwiesen. Ein Schema konnten wir nicht erkennen, es wirkte eher willkürlich. Als Tourist ist der Übertritt in beide Richtungen in der Regel jedoch völlig unproblematisch. Du musst dich den Soldaten gegenüber zu erkennen geben (zum Beispiel mit dem Pass wedeln) und schon wirst du an allen vorbeigeschleust. Wir fühlten uns in dieser Situation wirklich unwohl, da wir wie „bessere Menschen“ behandelt wurden.
Wenn dir das alles zu stressig und nervenaufreibend ist, kann sich eine gebuchte Tour* für dich lohnen. Du musst dich dann nicht um den Transport kümmern, der Grenzübertritt geht reibungslos und du wirst direkt bis an die Geburtskirche gefahren.
Sehenswürdigkeiten in Bethlehem an einem Tag
Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Bethlehem lassen sich leicht bei einem Tagesausflug von Jerusalem erkunden. Wir wären jedoch gerne mehrere Tage in dieser spannenden Region geblieben um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und mehr über das Westjordanland zu erfahren.
Street Art an der Separation Wall
Beim Verlassen des Busses auf israelischer Seite verdunkelte ein graues, hässliches Ungetüm unser Blickfeld: die bis zu 15 Meter hohe Separation Wall. So öde wie sie auf israelischer Seite ist, so bunt und lebendig ist die Mauer auf palästinensischer Seite. Ein kunterbuntes Gemäuer voller Graffitis, die ihren Unmut über dieses Bauwerk deutlich zum Ausdruck bringen. Es erinnert stark an die ehemalige Berliner Mauer. Die Graffitis sind mittlerweile nicht nur dank des berühmten Graffiti-Künstlers Banksy von internationaler Berühmtheit und werden natürlich kommerziell genutzt.
Geburtskirche
Vom Checkpoint sind es etwa 3 Kilometer bis zur Geburtskirche Jesu. Da bei unserem Besuch wegen eines Feiertages keine öffentlichen Busse fuhren, buhlten unzählige extrem geschäftstüchtige Taxifahrer mit recht unglaubwürdigen Argumenten um uns. Da wir nicht bereit waren extrem überteuerte Preise zu zahlen, liefen wir einen Kilometer die Straße hinunter. Hier stiegen wir in ein Sammeltaxi, das uns für den Lokalpreis von 20 Schekel bis zur Geburtskirche fuhr.
Die Geburtskirche am Manger Square ist die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit in Bethlehem. Sie ist prall gefüllt mit christlichen Pilgern aus der ganzen Welt, die fast alle in Reisegruppen ankommen. Die Kirche betritt man durch die Demutspforte, die gerade einmal 1,20 Meter hoch ist. Die lange Menschenschlange in der Kirche weist deutlich den Weg zur Geburtsgrotte, in der ein silberner Stern auf dem Boden die Stelle markiert, an der Jesus geboren worden sein soll.
Katharinenkirche
Direkt neben der Geburtskirche befindet sich die sehenswerte Katharinenkirche, deren Kellergewölbe uns sehr gut gefallen hat. Ein Abstecher dorthin lohnt sich also.
Relativ bekannt ist die Kirche durch die hier stattfindende Messe an Heiligabend, die in zahlreiche Länder übertragen wird.
Milchgrotte
Nur etwa 500 Meter von der Geburtskirche entfernt befindet sich die Milchgrotte. Die Geschichte dieses Gebäudes ist etwas schräg. Beim Stillen ihres Sohnes Jesus sollen einige Tropfen von Marias Milch auf den Boden getropft sein, worauf sich das Gestein weiß gefärbt haben soll.
Wir hatten das sagenhafte Glück, bei unserem Besuch der Milchgrotte völlig alleine zu sein. Beim Verlassen strömten uns dann zwei Reisebusgruppen entgegen. Glück gehabt.
Altstadt von Bethlehem
Der Weg zu Fuß zurück zum Checkpoint ist nicht weit, sehr interessant und auf den ersten Kilometer dazu noch sehr schön. Er führt größtenteils durch die autofreie, sehr gut erhaltene und schöne Altstadt von Bethlehem.
Die Mosque of Omar gegenüber der Geburtskirche ist die einzige und älteste Moschee in Bethlehems Altstadt. Der Krippenplatz zu ihren Füßen dient als Parkplatz. Direkt hier beginnen die verwinkelten urigen Gassen durch die wunderschöne und ruhige Altstadt.
UNSER TIPP: Im Afteem Restaurant am Manger Square solltest du unbedingt Falafel und Hummus essen. Hier schmeckt alles einfach mega lecker!
Empfehlenswerte Reiseführer für Bethlehem und Palästina
Lesestoff zu Bethlehem und Palästina
- Der Junge, der vom Frieden träumte* von Michelle Cohen Corasanti
- Verdammtes Land: Eine Reise durch Palästina* von Andreas Altmann
- Es war einmal ein Land. Ein Leben in Palästina* von Sari Nusseibeh
- Die ethnische Säuberung Palästinas* von Ilan Pappe
- Ofirs Küche: Israelisch-palästinensische Familienrezepte*
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2 Kommentare
Hallo Anita & Ronny,
wir planen demnächst eine Reise nach Israel und sind auf Ihre Seite gestoßen. Ihr Beitrag war sehr interessant und informativ, vielen Dank dafür. Was wir allerdings nicht ganz verstanden haben, ist was Sie mit „Reisepass inkl. der Visumskarte für Israel“ meinen. Ist dafür ein Visum notwendig?
Vielen Dank.
Schöne Grüße
Alexander
Hallo Alexander,
wie schön, dass dir unsere Beiträge zu Israel gefallen und du auch bald eine Reise dorthin unternimmst 🙂
Wenn du als deutscher Staatsbürger nach Israel einreist, bekommst du keinen Stempel in deinen Pass sondern eine Karte die du unbedingt bei Ausreise wieder vorzeigen musst. Dieses „Visum“ erhältst du automatisch bei Einreise. Schau gerne mal hier in diesem Beitrag.
Liebe Grüße und eine tolle Reise!
Anita