Feuerland, die ferne und geheimnisvolle Inselgruppe am Ende der Welt, war für uns schon lange Zeit ein Sehnsuchtsziel. Hier gibt es weite und einsame Landschaften voller unberührter Natur, bizarre vom stetigen Wind geformte Südbuchenwälder und die schneebedeckten Berge der südlichen Andenausläufer. Sogar eine kleine Kolonie von Königspinguinen hat sich vor nicht allzu langer Zeit hier angesiedelt.
Die meisten Menschen bringen mit Feuerland das exotisch klingende Ushuaia in Argentinien in Verbindung. Doch den chilenischen Teil dieser Inselgruppe kennen die wenigsten. Wir haben diese entlegene Gegend mit ihren märchenhaften knorrigen Wäldern und malerischen Berglandschaften erkundet und uns auf Anhieb verliebt. In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf eine Reise in das faszinierende Tierra del Fuego in Chile, dem vergessenen Teil Feuerlands am Ende der Welt. Ein echter Geheimtipp in Patagonien.
Feuerland in Chile – Das vergessene Ende der Welt
Der chilenische Teil Feuerlands ist touristisch noch weitestgehend unberührt. Zugegeben: die ersten 100 Kilometer ab der Fähre fragten wir uns, was an Feuerland so toll sein soll. Schließlich verläuft die Straße einfach nur geradeaus durch langweilige Steppenlandschaft mit unendlich viel Nichts. Doch dann kamen die Wälder…
Tierra del Fuego, die spanische Bezeichnung für Feuerland, erhielt seinen Namen von den europäischen Entdeckern, da sie bei ihrer Ankunft überall Feuer auf der Insel brennen sahen.
Unser neues Zuhause: Der Mietwagen
Nach unserem Roadtrip durch die Atacama-Wüste flogen wir über Santiago de Chile nach Punta Arenas. Dort nahmen wir am Flughafen unseren Mietwagen entgegen und fuhren voller Hochspannung hinein in unser 4-wöchiges Abenteuer Patagonien.
Um diesen touristisch wenig besuchten Teil Feuerlands zu erkunden, ist ein eigenes Fahrzeug unabkömmlich. Busse verkehren nur auf der Hauptverkehrsstraße zwischen Punta Arenas und Ushuaia. Generell würden wir dir unbedingt empfehlen, Patagonien mit dem eigenen Auto oder Camper zu bereisen. Wir haben unseren Mietwagen über Sunny Cars* gebucht, da er hier einfach das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hatte. Achte bei deiner Mietwagenbuchung auf eine hohe Deckung der Haftpflichtsumme sowie auf die Übernahme des Selbstbehalts im Schadensfall.
MIETWAGEN BUCHEN IN PATAGONIEN:
Alle unsere Tipps und Infos zum Buchen eines Mietwagens in Patagonien haben wir in diesem separaten Blogbeitrag für dich zusammengefasst.
Mit der Fähre über die Magellanstraße
Im 200 km entfernten Punta Delgada setzen wir mit der Fähre nach Bahia Azul auf Feuerland über. Die Wellen in der Magellanstraße können auf der Überfahrt schon mal über die Bordwand brechen. Eine Regenjacke ist daher angebracht, wenn du das Auto verlässt. Und das solltest du auf jeden Fall tun, denn im Wasser tummeln sich Delfine und kleinere Wale, die du mit etwas Glück sehen kannst.
Fähre Punta Delgada – Bahia Azul
Überfahrt: etwa alle 45 Minuten (nur tagsüber) / Kosten: 15.000 CLP pro Fahrzeug (ca. 20 €)
Alternative: Fähre Punta Arenas – Porvenir
Überfahrt: 1-3-mal täglich (Fahrpläne auf der Homepage von Austral Broom) / Kosten: 6.800 CLP pro Person (ca. 10 €) / 43.500 CLP pro Fahrzeug (ca. 59 €)
Königspinguine im Parque Pingüino Rey
Königspinguine brüten auf subantarktischen Inseln wie Südgeorgien, den Falklandinseln oder der Macquarie-Insel. Doch seit einigen Jahren siedelt sich eine Gruppe von etwa 100 Tieren in der Meeresbucht Bahía Inútil an. Die weltweit einzige Festlandkolonie von Königspinguinen.
Rund 80 km hinter dem verschlafenen Örtchen Cerro Sombrero führt eine Schotterstraße zu dieser Bucht. Der Parque Pingüino Rey schützt die Pinguin-Kolonie vor zu vielen Besuchern. Finanziert wird das freiwillige und private Forschungsprojekt durch den Eintrittspreis und Spendengelder. Die Parkmitarbeiter sind super freundlich und hilfsbereit und bieten u.a. geführte Touren für Gruppen an.
Es ist ein wirklich tolles Erlebnis, den majestätischen Königspinguinen von den beiden Beobachtungspunkten zuzuschauen. Wie sie gemütlich herumwatscheln, schlafen, sich putzen und lustig miteinander schnattern. Der Park ist nicht überlaufen, jedoch wird eine Vorab-Anmeldung über die Homepage ausdrücklich gewünscht. Nur so ist dein Einlass gesichert.
→ Hier geht`s zur Homepage von Parque Pingüino Rey
Öffnungszeiten: 11-18 Uhr (montags und an Feiertagen geschlossen) / Eintritt: 12.000 CLN (ca. 15€)
Die Leidenschaft für Feuerland entfacht
Nach dem Besuch der Pinguinkolonie entscheiden wir uns spontan gegen den direkten Weg über die langweilige und geteerte Hauptverkehrsstraße nach Ushuaia. Stattdessen nehmen wir die gut zu befahrene Schotterstraße Y-85 weiter nach Süden entlang der malerischen Inútil-Bucht in Richtung Camerón. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich sehr schnell herausstellt.
Als wir bei Camerón ins Landesinnere abbiegen, verändert sich die eintönige Landschaft nach und nach. Und genau hier beginnt unsere Leidenschaft für Feuerland zu entfachen. Knorrige und durch den stetigen Wind bizarr geformte Scheinbuchen, deren Äste mit weißen Fäden der Parasitenpflanze behangen sind. Feuchte Moore und dichte Urwälder bestimmen die typisch feuerländische Vegetation. Die Landschaft wird immer grüner und hügeliger und in der Ferne sind die Gipfel der südlichen Anden zu sehen. Auf der Straße bist du meist allein unterwegs und triffst höchstens auf umherstreifende Guanakos und Füchse.
Goldgräberstimmung an der Draga Russfin
Unmittelbar vor Russfin bietet sich ein Stopp am Draga Russfin an. Der stillgelegte, restaurierte und denkmalgeschützte Bagger aus längst vergangenen Goldgräberzeiten rostet mitten in der Landschaft vor sich hin.
Russfin bietet übrigens auch die einzige Chance, auf der Strecke zu tanken. Das kleine Örtchen besteht aus drei Häusern und einer Fabrikhalle, hinter der sich versteckt die örtliche Tankstelle befindet. Die Zapfsäule ist vermutlich so alt wie der Goldgräberbagger. Eine Menge Geduld solltest du auch mitbringen, denn der Tankwart hat „viel zu tun“.
Der Biber und die Südbuchenwälder
Am Militärposten Pampa Guanaco biegen wir zum Lago Blanco ab. Die Schotterstraße führt durch wunderschöne und dichte Wälder. Bei einem Blick in die Teiche und Seen neben der Straße stehen die Chancen gut, einen Nordamerikanischen Biber zu erblicken. Hier in den uralten Wäldern sieht man leider auch die enormen Schäden, die der in den 1950er Jahren eingeschleppte Biber anrichtet. Auf dem ersten Blick wirken die weißen, knorrigen und toten Bäume inmitten der grünen Lichtungen und Seen fotogen und märchenhaft. Doch leider sterben die Bäume nicht mit dem Alter, sondern weil der Biber die Flüsse aufstaut und die Bäume das viele Wasser nicht vertragen. Der Biber selbst kann eigentlich nichts dafür. Er hat in Feuerland keinerlei natürliche Feinde, der Dammbau ist jedoch in seinen Genen verankert.
Sagenhafte Ruhe am Lago Blanco
Am tiefblauen Lago Blanco findest du einmalige Ruhe und fantastische Übernachtungsplätze für Zelt und Camper inmitten des Waldes und direkt am Seeufer. Neben dem traumhaften Sonnenuntergang und der herrlichen Landschaft bist du hier selbst in der Hochsaison so gut wie alleine. Wir sind bereits nach nur einer Nacht weitergefahren. Mindestens zwei Nächte hätten wir jedoch an diesem idyllischen See verbringen müssen, um durch die märchenhaften Wälder zu spazieren, ewig am Seeufer zu sitzen und einfach nur die Natur zu genießen.
Bis zur argentinischen Grenze sind es vom Lago Blanco nur noch 30 km. Wir benötigen dafür jedoch unendlich viel Zeit, da wir immer wieder stehen bleiben, um die märchenhafte Landschaft in uns aufzusaugen.
TIPP: Wenige Kilometer hinter dem Militärposten Pampa Guanaco führt eine Straße zum chilenischen Teil des Lago Fagnano. Wenn deine Zeit und dein Tank es hergeben (ansonsten in Russfin volltanken), unternimm diesen Abstecher zum See. Die Landschaft soll unglaublich schön sein. Wir haben uns im Nachhinein geärgert, dass wir nicht abgebogen sind.
Grenzübergang Rio Bellavista
Entgegen der Infos einiger Reiseführer musst du mittlerweile keine Sorge mehr vor einer Flussquerung am Grenzübergang Rio Bellavista haben. Hier befindet sich eine neu errichtete und für jedes Fahrzeug passierbare Brücke. Der Grenzübertritt funktioniert problemlos. Beachte aber, dass auch hier in den entlegensten Winkeln am Ende der Welt die Ein- bzw. Ausfuhr von frischen Lebensmitteln von den Grenzbeamten strengstens kontrolliert wird.
Weiterfahrt nach Ushuaia im argentinischen Teil Feuerlands
Nach dem Überqueren der Grenze wird die Landschaft nach nur wenigen Kilometern wieder eben und karg. Die Wälder und Bäume weichen der weiten endlosen Steppe, durch die Herden von Guanakos ziehen. Das Sonnenlicht taucht die Steppe in ein gelb-goldenes Licht und die Wolken ziehen in faszinierenden Formationen über den blauen Himmel. Trotz der weiten Leere eine fantastische Atmosphäre.
Am Ende der Schotterstraße triffst du schließlich auf die berühmte Ruta Nacional 3, die dich ans Ende der Welt nach Ushuaia und den damit bekanntesten Teil Feuerlands führt.
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