„This city changes your mind” sagte die ältere Dame, mit der wir im Fahrstuhl auf dem Weg zu unserem Apartment in Jerusalem ins Gespräch kamen. In diesem Moment war uns noch nicht klar, was sie meinte.
Jerusalem ist Ursprung und religiöses Zentrum von drei Weltreligionen. Und obgleich wir nicht religiös sind, hat uns die Stadt mit ihren vielen heiligen Stätten, den dazugehörigen Geschichten und ihren tiefgläubigen Menschen total in ihren Bann gezogen. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber durch die schmalen Gassen der Jerusalemer Altstadt schwebt eine unbeschreibliche und ergreifende Magie. Man muss es einfach selbst erlebt haben.
Komm mit uns auf eine spannende Entdeckungsreise durch das weltberühmte und höchst geschichtsträchtige Jerusalem.
Jerusalem ist nicht nur tiefreligiöses Zentrum für Muslime, Juden und Christen. Es ist auch eine bunte, moderne und pulsierende Stadt, in der die Menschen gerne feiern und lachen. Ein ruhiges und gelassenes Lebensgefühl bestimmt den Jerusalemer Alltag. Dass man hier am weltweit vielleicht explosivsten politischen Brennpunkt ist, vergisst man bei einem Bummel durch die gemütlichen Straßen und bunten Märkte sehr schnell.
Inhalt
Anreise nach Jerusalem
Nachdem wir bereits zwei Tage in Tel Aviv verbrachten, fahren wir mit dem öffentlichen Bus nach Jerusalem. Alternativ erreicht man Jerusalem auch mit dem Zug von Tel Aviv oder dem Ben Gurion Airport.
Die Yitzhak Navon Railway Station ist Dreh- und Angelpunkt für Züge und Busse und liegt nur rund 2 km von der Altstadt entfernt. Mit der hochmodernen Tram 1 kommst du von hier ruckzuck in die Jerusalemer Altstadt (5,90 NIS an den Automaten jeder Haltestelle).
Sehenswürdigkeiten in Jerusalem
Während der Fahrt mit der Tram bekommen wir schon einen ersten Einblick von Jerusalem und seinen Bewohnern. Während draußen hippe Geschäfte an uns vorbeiziehen, lachen in der Tram Teenager mit Smartphone in der Hand. Junge Soldaten lehnen mit Gewehr über der Schulter und einem Eis in der Hand lässig am Fenster und die fest zum Jerusalemer Stadtbild gehörenden ultra-orthodoxen Juden sind intensiv in den Schriften der Thora vertieft. Jerusalem ist hip und modern aber auch deutlich religiöser geprägt als Tel Aviv. Und es bietet extrem viel zum Entdecken.
Mahane Yehuda Market
In Richtung Altstadt steigen wir auf halber Strecke am Mahane Yehuda Market aus. Tagsüber bietet der Markt ein Fest für die Sinne. Frische Oliven, bunte und exzellent duftende Gewürzauslagen, Hummus mit Brot und verführerische Türme aus Süßwaren erregen unsere Augen, Nasen und Geschmacksnerven. Abends verschwinden all die Händler mit ihren Verkaufsständen und machen Platz für die Feiernden, die in den Restaurants und Bars bei zum Teil ohrenbetäubend lauten Beats lecker essen und Cocktails schlürfen.
Das Viertel Nahlaot
Nachdem wir uns an zwei Ständen mit Hummus und Oliven eingedeckt haben, verlassen wir den Markt Richtung Süden und schlendern durch das idyllische Viertel Nahlaot. Die hübschen verwinkelten Gassen und versteckten Innenhöfe mit ihren alten Häusern sind wunderschön ruhig und bieten etwas Erholung vom Markttrubel.
Das ultraorthodoxe Viertel Mea Shearim
Nahlaot hat uns so gut gefallen, dass wir anschließend auch das Viertel nordöstlich des Marktes erkunden möchten. Schnell wird uns hier aber klar, dass wir in strenggläubige Bereiche vorstoßen. Mea Shearim ist eines der ältesten Stadtviertel Jerusalems außerhalb der Altstadt. Gruppen ultraorthodoxer Juden mit ihren typischen weißen Hemden, schwarzen Anzügen und Hüten stehen in Gesprächen vertieft vor Gebetshäusern und Schulen, die Thora immer in der Hand. Frauen spazieren mit ihren Kindern die Straßen entlang, stets der streng konservativen Kleidervorschrift folgend, bestehend aus schicker Bluse und langem Rock.
Als Tourist sollte man hier äußerst respektvoll auftreten, denn auch am Rande dieses ultraorthodoxen Viertels werden wir mit leichter Skepsis betrachtet. Zwar fühlen wir uns nicht unwohl oder nicht willkommen, trauen uns aber trotzdem nur drei Querstraßen hinein in das schöne und sicherlich sehr spannende Viertel.
Die Altstadt von Jerusalem
Umgeben von einer massiven und stellenweise bis zu 15 Meter hohen Stadtmauer bildet die Altstadt von Jerusalem das religiöse Zentrum für Islam, Judentum und Christentum. Besucher betreten die Altstadt meist durch das Jaffa Gate an der Westseite oder durch das größte Tor, das Damaskus Gate, an der Nordseite. Wir konnten die Altstadt an einem Abend sowie einem ausgedehnten Nachmittag entspannt und locker zu Fuß erkunden.
Die Viertel der Altstadt
Unterteilt ist Alt-Jerusalem in das Christliche, Jüdische, Armenische und Muslimische Viertel. Die Grenzen zwischen ihnen sind unsichtbar. Oft ist es nur ein Schritt über eine der schmalen Gassen und wir befinden uns in einer anderen Welt, denn die Unterschiede zwischen den Vierteln sind teils enorm.
Im Jüdischen und Christlichen Viertel befinden sich relativ neue und moderne Häuser. Besonders im Jüdischen Viertel kannst du zwischen all den Souvenirläden und Schmuck-Boutiquen auch hübsche Cafés, Restaurants und Galerien entdecken. Wenn die Geschäfte zur Dunkelheit hin schließen, sind auf einmal nur noch wir und ein paar christliche Pilger in den sanft beleuchteten Gassen unterwegs.
Das Muslimische Viertel ist das größte Viertel und hat seinen ganz eigenen Charme. Hier ist immer etwas los und es geht zu wie auf einem Basar. Vor allem abends steigt die Stimmung. Spielende Kinder toben in den Gassen zwischen uns hindurch, es duftet nach leckerem orientalischem Essen und Händler verkaufen Kleidung, Modeschmuck, Souvenirs und Süßigkeiten. Wir entdecken hier sogar Restposten an Weihnachtmännern und Osterhasen. Die muslimischen Bewohner in der Altstadt sind deutlich ärmer als die Menschen der anderen Viertel.
Im Armenischen Viertel lebt die kleinste Bevölkerungsgruppe aller vier Quartiere und sofort fällt auf, dass es keine Souvenirstände und Fliegende Händler gibt. Hier ist es insgesamt am ruhigsten, es herrscht eine angenehme Stille. So genießen wir nahezu alleine die schöne Architektur und die tollen Ausblicke.
Trotz der Unterschiede haben alle Viertel eines gemeinsam: Traumhafte verwinkelte Gassen und wunderschöne alte Gebäude. Immer wieder wollen wir noch um eine weitere Ecke schauen oder eine weitere Treppe hinaufsteigen. So finden wir auch an der Ecke St. Mark Street/Habad Street den Zugang über eine Metalltreppe hinauf auf die Dächer der Altstadt. Vor allem abends zum Gesang des Muezzins ist es eine wirklich ergreifende Atmosphäre.
Via Dolorosa
Voller Leben wiederum ist die Via Dolorosa, der Prozessionsweg Jesu Christi. Viele Pilger begehen diesen Weg und seine 14 Stationen, hin und wieder auch mit einem geschulterten Holzkreuz. Die Heiligen Stätten werden auch hier in Jerusalem gnadenlos vermarktet.
Klagemauer, Tempelberg & Grabeskirche
Und dann befinden sich da noch die großen Heiligtümer der drei Weltreligionen: die Klagemauer, der Tempelberg und die Grabeskirche. Alle stehen sie kaum einen Steinwurf voneinander entfernt.
Die Grabeskirche zieht täglich tausende christliche Gläubige an, die ehrfürchtig Jesus‘ Grab aufsuchen und klagend auf Jesus‘ Salbungsstein niederfallen. Dennoch ist sie auch Symbol für die Spaltung der Christen, was im Inneren der Kirche sehr deutlich wird. Ein jahrhundertelanger Streit zwischen sechs christlichen Konfessionen führte dazu, dass jede von ihnen einen eigenen, prachtvoll geschmückten Bereich in der Grabeskirche hat.
An der Klagemauer, einer der wichtigsten religiösen Stätten des Judentums, stehen Männer und Frauen räumlich voneinander getrennt aber vereint in ihren tiefen Gebeten. Über mehrere Zugänge mit Sicherheitskontrollen kommst du in den inneren Bereich und kannst ganz nah an die Gebetsmauer herantreten. Einen sehr guten Blick auf die Mauer und die davorliegende Plaza erhältst du von der Aussichtsterrasse oberhalb des Schriftzugs „Colel Chabad“.
Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aqsa Moschee ist das wohl umstrittenste Heiligtum auf Erden. Unentwegt pilgern Gläubige zum Gebet hierher. Der Weg zum Eingang ist flankiert von Souvenirständen, von der Architektur der überdachten Straße ist nicht viel zu erkennen. Am Eingangstor werden wir von israelischen Soldaten abgewiesen. Es ist Ramadan und Nicht-Muslimen bleibt der Zutritt während dieser Zeit verwehrt.
Außerhalb des Ramadans kommt man in angemessener Kleidung nur zu besonderen Öffnungszeiten hinein (Mo-Do 8:30 – 11:30 / 13:30 – 14:30).
Der Ölberg (Mount of Olives)
In nordöstlicher Richtung direkt neben dem Tempelberg befindet sich der Ölberg. Dazwischen trennt das schöne Kidrontal die beiden bedeutsamen Erhebungen. Der Ölberg zählt zu den wichtigsten Orten im Judentum, Christentum und Islam. Der Hang ist mit einem riesigen jüdischen Friedhof bedeckt.
Vom Lions Gate in der Altstadt gehen wir zu Fuß auf den Ölberg. Unterwegs erkunden wir noch das Mariengrab und die Kirche Aller Nationen mit dem Garten Gethsemane, in dem zum Teil über 2.000 Jahre alte Olivenbäume stehen. Vorbei an Dominus Flevit und der Paternosterkirche führt uns ein steiler Weg hinauf bis zur Himmelfahrtskapelle zu einem Aussichtspunkt.
Von der Aussichtsplattform am Seven Arches Hotel hast du einen wundervollen Blick auf Jerusalem und den Tempelberg. Die goldene Kuppel des Felsendoms glitzert in der Sonne. Und als um 16 Uhr der Muezzin das Nachmittagsgebet anstimmt, verbreitet sich eine unfassbar angenehme und wohlige Stimmung, von der wir eine richtige Gänsehaut bekommen.
Am Seven Arches Hotel kannst du in den Arab Bus 275 steigen, der dich für 5 Schekel hinunter zum Damaskus Tor fährt.
Berg Zion zum Sonnenuntergang
Auf unserem Rückweg vom Ölberg in die Jerusalemer Altstadt finden wir einen tollen Viewpoint, den wir dir nicht vorenthalten wollen. Zwischen dem Dung Gate und dem Zion Gate erwarten dich entlang der Batei Mahase Street haufenweise beeindruckende Ausblicke. Links der Ölberg, vor uns die mit weißen Gebäuden bedeckten Hänge des Stadtteils Ras al-Amud. Und in der Ferne erheben sich die kargen Berge des Westjordanlands. Hier bekommen wir richtig Lust auf einen Roadtrip durch Israel und Palästina.
Vom Zion Gate führt uns der Weg abschließend an den Fuß des Berges Zion, wo sich der Abendmahlsaal und das Davidsgrab befinden. Auf dem Zion Friedhof kannst du zudem das Grab Oskar Schindlers besuchen. Die Aussicht von der Terrasse des letzten Abendmahls (auf dem Dach des Davidgrabs) wird von vielen Besuchern noch völlig unterschätzt. Dabei bietet sich uns ein toller Blick auf die Dormitio-Abtei, den Ölberg und die alten Stadtmauern im Hintergrund.
So genießen wir bei einem fabelhaft schönen Licht die magische Stimmung zu Sonnenuntergang und müssen dabei an das Gespräch mit der alten Dame im Fahrstuhl denken. Sie hatte sooo recht!
Unsere Unterkunft in Jerusalem
In Jerusalem gibt es Unterkünfte für jeden Geldbeutel. Besonders in der Altstadt ist es natürlich richtig teuer. Wir empfehlen dir eine Unterkunft im Westen von Jerusalem, da es im Osten der Stadt immer wieder zu politischen Auseinandersetzungen kommen kann.
Wir waren 2 Nächte und 2 komplette Tage in Jerusalem. Und das solltest du auch einplanen, wenn du diese geheimnisvolle Stadt erkunden möchtest.
Mit zwei Schlafzimmern und einem geräumigen Wohn- und Essbereich ist das Royal Market Palace eine gute Wahl, wenn du auch mit mehreren Leuten in Jerusalem übernachten möchtest. Die Wohnung liegt in einem ruhigen Apartmenthaus an der Jaffa Street in unmittelbarer Nähe zum Mahane Jehuda Market. Die Tram Haltestelle Hadavidka liegt direkt vor der Tür. Mit dieser bist du in wenigen Minuten in der Altstadt oder am Bahnhof.
- Zur Unterkunft: Royal Market Palace*
- Weitere Unterkünfte in Jerusalem: Unterkünfte Jerusalem*
Touren & Ausflüge in die Umgebung von Jerusalem
Die Lage von Jerusalem ist sehr praktisch, um Ausflüge ins Westjordanland zu unternehmen. Große Teile dieser Region stehen unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde und am besten erkundigst du dich vor Ausflügen dorthin über die aktuelle Sicherheitslage beim Auswärtigen Amt oder vor Ort in Jerusalem.
Bethlehem
Am schnellsten erreicht man die nur 10 km entfernte Pilgerstadt Bethlehem. Viele Menschen reisen in Form von geführten Touren in Reisebussen an, um in Jesus Geburtskirche zu beten. Aber auch für Muslime und Juden hat Bethlehem eine religiöse Bedeutung. Der Prophet Mohammed soll hier auf seinem Weg nach Jerusalem gebetet haben. Ebenso gilt Bethlehem als Heimat von König David.
Wir unternahmen einen Tagesausflug mit dem öffentlichen Bus nach Bethlehem. Dabei sahen wir uns die Geburtskirche Jesu sowie die Milchgrotte an und schlenderten durch die urigen Gassen der Altstadt. Auch die vielen bunten Graffitis auf der von Israel errichteten Separation Wall auf palästinensischer Seite sollte man nicht verpassen.
Bethlehem hat uns wirklich sehr beeindruckt. Die Menschen sind alle sehr freundlich, offen und hilfsbereit. Und sie machen exzellenten Hummus und Falafel. Unser Besuch hat unsere Sicht und unsere Gedanken zur politischen Lage in der Region stark bewegt.
- Unser ausführlicher Bethlehem Bericht: Bethlehem auf eigene Faust
Ramallah
Ramallah befindet sich rund 20 km von Jerusalem entfernt und ist die lebhafteste palästinensische Stadt. Es gibt Kaffeehäuser, Theater und sogar Kinos. Man sagt, die sehr weltoffenen Einwohner und die vielen oftmals freiwillig hier arbeitenden ausländischen Bewohner machen Ramallah zur liberalsten Stadt im Westjordanland. Leider hatten wir nicht genügend Zeit für einen Besuch.
Totes Meer
Die Fahrt nach En Bokek am Toten Meer dauert rund 90 Minuten und führt durchs Westjordanland. Das Tote Meer ist eigentlich ein See, der etwa 420 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Wegen des hohen Salzgehalts trägt das Wasser den Körper außergewöhnlich gut. Man kann aber trotzdem ertrinken, wenn man nicht aufpasst!
Lesestoff zu Israel
- Jerusalem: Das Kochbuch*
- Ofirs Küche: Israelisch-palästinensische Familienrezepte*
- Auf Jesu Spuren: Eine Wanderung durch Israel und Palästina* von Nils Straatmann
- Allein unter Juden: Eine Entdeckungsreise durch Israel* von Tuvia Tenenbom
UNSERE BUCHUNGS-TIPPS FÜR DEINE JERUSALEM REISE
- Flug: Skyscanner / Booking.com* (nur Vorab-Suche / bei Airline direkt buchen)
- Hotel: Booking.com* / agoda.com
- Kreditkarte: DKB*
- Touren: GetYourGuide*
- Reiseführer: amazon.de*
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Weitere Tipps & Reiseberichte aus Israel
- Tel Aviv – Das moderne Israel
- Bethlehem auf eigene Faust – Tagesausflug von Jerusalem
- 5 Tage Israel – Unsere Route, Tipps & Infos
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