Mein erster Kontakt mit Südostasien ist am Flughafen von Kuala Lumpur: die Türen des Terminals öffnen sich und sofort schlägt mir die Hitze gepaart mit der hohen Luftfeuchte entgegen. Ich vernehme diesen so typischen Geruch, den wohl alle Südostasienbesucher kennen und den ich noch viele Male wiedertreffen werde: ein exotisches Gemisch aus Abgasen, Gewürzen, Chlor und feuchter Luft.
Rush Hour in Kuala Lumpur
Etwa eine Stunde fahren wir durch die Dunkelheit über einen unspektakulären Highway mit riesigen bunten Werbetafeln am Fahrbahnrand. Was jenseits der Straße hinter den dunklen Hügeln und Bäumen liegt, kann man nur erahnen. Spannend ist die Fahrt für einen Neuling wie mich aber allemal: das Taxi klappert an allen Ecken. Der junge Fahrer – ich schätze ihn auf etwa 20 – fummelt abwechselnd an seinem Mobiltelefon, am Taxameter, oder an irgendwelchen Zetteln herum und hin und wieder stellt er uns in stark asiatisch gefärbtem Englisch eine Frage. Bald schon taucht die Skyline von Kuala Lumpur auf, der Verkehr nimmt stark zu und ehe wir es uns versehen stecken wir im Stau. Wir kommen nur noch im Schneckentempo vorwärts. Rushhour um 22 Uhr Ortszeit. Später werde ich feststellen, dass in KL eigentlich immer Rushhour ist.
Ich bin sofort fasziniert von diesem Teil der Welt: all das Gewusel um uns herum, das Meer von Motorbikes, chronisches Hupen, aufgemotzte Sportwagen mit Heckspoiler und farbiger Unterbodenbeleuchtung. Links und rechts dampfende Straßenküchen und Läden. Es herrscht eine Geschäftigkeit wie Samstagmittag in der Hamburger Innenstadt.
Morning Glory mitten in der Nacht
Uns zieht es in die berühmte Jalan Alor und unterwegs tauche ich immer mehr in die pulsierende Atmosphäre ein: die von exotischen Gerüchen erfüllte Luft, überall Menschen und Motorbikes, ohrenbetäubende Musik, die aus den Nachtclubs dröhnt, eisige Luftzüge, wenn man zu nah am 7/11 vorbeiläuft. Überall leuchtet, blinkt und hupt es. Ich bin erstmal völlig überwältigt und achte kaum auf den Weg. Anita muss mich immer darauf hinweisen, nicht zu nah an den heißen Auspuffen von geparkten Rollern vorbeizugehen. Der Höhepunkt erwartet uns letztendlich auf der Jalan Alor selbst: obwohl es bereits Mitternacht ist und wir uns durch eine dichte Menschenmenge drängen müssen, durch die zusätzlich auch immer mal wieder ein Auto durchfahren muss, wird uns schlagartig bewusst, dass unser letztes Essen bereits eine ganze Weile her ist und zum Appetit gesellt sich plötzlich Hunger. Die Vielfalt an Küchen und Restaurants erschlägt uns im ersten Moment und wir brauchen – wie immer – lange, um uns zu entscheiden. Ich habe bis heute nicht wieder ein solch köstliches Morning Glory und Black Pepper Beef gegessen.
Schläft diese Stadt denn nie?
Auf den ersten Blick ist unsere Unterkunft eine gute Wahl in einer ruhigen Gasse. Hundemüde von der Anreise aus Deutschland fallen wir ins Bett, können jedoch nicht wie gehofft sofort einschlafen. Unser Zimmer liegt zum Hinterhof und nur einen Steinwurf von unserem Fenster entfernt, lärmt und tobt die Partymeile Changkat Bukit Bintang mit ihren vielen Bars, Nachtclubs und wummernden Bässen bis früh in den nächsten Morgen hinein.
Einige Tage später stelle ich fest: meine erste Nacht im „echten Asien“ war eine ganz normale Nacht in Asien: es ist irgendwie immer laut, hell und natürlich warm. Und die Matratzen sind hart, steinhart.
Kulturelle und religiöse Vielfalt
Haben mich in der ersten Nacht der Trubel und die Atmosphäre des Nachtlebens in ihren Bann gezogen, so ist es bei Tageslicht die unglaublich kulturelle Vielfalt dieser Stadt. Reichlich verzierte hinduistische Tempel, in denen man herzlich aufgefordert wird, auch während einer Zeremonie einzutreten und zu fotografieren. In den Geruch von Räucherstäbchen gehüllte, buddhistische Tempel mit teils uralten Reliquien, die einen ganz besonderen Ort der Ruhe auch inmitten einer turbulenten Großstadt bieten. Und riesige Moscheen, die mit ihren weiten, offenen Räumen und kühlen Fliesen auch etwas Abkühlung von der Hitze bieten. Nicht selten findet man in einer einzigen Straße hinduistische Tempel, Moscheen und buddhistische Tempel. Das Vorhandensein dieser drei großen Religionen auf engstem Raum zeigt auf faszinierende Weise, wie ein friedliches Neben- und Miteinander aussehen kann und sollte.
Köstlichkeiten an jeder Ecke
All die kulturelle Vielfalt bedeutet zu unserer großen Freude natürlich auch: kulinarische Vielfalt! Ob in Little India, Chinatown, auf den zahllosen Märkten oder in der Jalan Alor: an jeder Ecke warten köstliche Straßenküchen mit einer schier unerschöpflichen Auswahl an Speisen. Auch wenn es im ersten Moment etwas schmuddelig aussieht: probieren lohnt sich! Ein Hähnchenspieß in einer Plastiktüte, übergossen mit Chilisauce, wirkt im ersten Moment befremdlich, ist aber typisch „take away“. Frittiertes Gemüse von der Ecke: lecker! Und es schmeckt immer. Restaurants sehen wir in Kuala Lumpur jedenfalls nicht von innen.
Die Ruhe des Gewitters
Ruhig wird es in Kuala Lumpur, wenn sich eines der häufigen Gewitter entlädt und die Stadtgeräusche plötzlich verstummen. Diese Kraft und Intensität von Donner und Regen habe ich so noch nicht annähernd erlebt. Für die Locals Tagesgeschäft, für mich ein Erlebnis der besonderen Art. Binnen 5 Minuten steht alles knöcheltief unter Wasser, man flüchtet sich emsig unter Schirme, Planen, Hausvorsprünge und wartet geduldig. 10 Minuten später brennt die Sonne wieder vom Himmel, die Menschen nehmen ihre Geschäfte auf als wäre nichts gewesen und das Wasser ist binnen weniger Minuten abgelaufen oder verdampft.
Küssen verboten
Der Lake Garden befindet sich mitten in der Stadt und überrascht mit sehr gepflegten Gärten und Wiesen, akkurat angelegten und sauberen Wegen wie ich es in Asien so nicht erwartet hätte. Zwischen den Bäumen entdecke ich große Warane, die uns skeptisch beäugen und überall flattern farbenfroh schillernde, teils stattliche Schmetterlinge umher. Mein Zoologie-Herz schlägt sofort aufgeregt höher und die Vorfreude auf unsere Weiterreise in den Dschungel Borneos steigt noch weiter an. An den Parkeingängen warten übrigens große Schilder, auf denen Verhaltensregeln im Park bildlich dargestellt werden, u.a. keinen Müll hinterlassen, keine Pflanzen beschädigen, kein Feuer entzünden, keine Hunde. Ein Punkt lässt mich stutzig werden und ich muss ein zweites Mal hinschauen. Mit einem Schmunzeln erkenne ich ein für uns Europäer besonders wichtiges Piktogramm: keine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit!
Terima Kasih Kuala Lumpur
Nach 2 Tagen und unzähligen Kilometern zu Fuß, dem Verzehr von Unmengen an Essen von Straßenküchen und den Kopf randvoll mit komplett neuen Eindrücken einer für mich völlig neuen Welt, endet unser Besuch in Kuala Lumpur. Diese Stadt hat mich vollauf begeistert und auf schnelle und angenehme Art mit dem Südostasienvirus infiziert. Bis heute ist Kuala Lumpur etwas Besonderes für mich, denn hier habe ich die einprägsamsten und stärksten Eindrücke gesammelt, die als wegweisende Erinnerung in meinem Gedächtnis verbleiben. Terima kasih Kuala Lumpur.
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Wie und wo hast du das erste Mal Südostasien erlebt? Warst du auch so überwältigt von den vielen neuen Eindrücken? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!