Feuerland, die Inselgruppe jenseits der Magellanstraße, hält zerklüftete Bergpanoramen und knorrige Südbuchenwälder wie aus dem Märchen bereit. Im Nationalpark Tierra del Fuego endet die legendäre Ruta 3 und weiter südlich erstrecken sich bis Kap Hoorn nur noch felsige vom rauen Wetter und der See geformte Inseln. Die Antarktis ist global betrachtet nur noch einen Steinwurf entfernt, weshalb die Region auch Fin del Mundo („Das Ende der Welt“) genannt wird.
In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche Orte und Sehenswürdigkeiten du im argentinischen Teil Feuerlands auf keinen Fall verpassen solltest.
Sehenswürdigkeiten in Feuerland, Argentinien
Ushuaia ist die wohl bekannteste Stadt Feuerlands. Sie rühmt sich mit dem Titel “südlichste Stadt der Welt”. Viele Besucher unternehmen lediglich kleinere Ausflüge von Ushuaia in die Umgebung. Oft steht dabei nur ein Besuch beim südlichsten Postamt der Welt auf dem Programm, um von dort eine Postkarte zu versenden, bevor sie wieder auf die Kreuzfahrtschiffe zurückkehren. Oder sie fahren bis ans Ende der legendären Ruta Nacional 3, die über 3.079 km von Buenos Aires durch Argentinien hierherführt. Dabei entgeht ihnen die sensationell schöne Natur mit fantastischen Wandermöglichkeiten.
Damit du die Schönheit und Einzigartigkeit dieser fernen Region ausgiebig erleben kannst, empfehlen wir dir mindestens drei Tage einzuplanen.
#1 Lago Fagnano
Der Lago Fagnano ist ein riesiger, über 100 km langer und türkisblau leuchtender See, der die Grenze zwischen Argentinien und Chile bildet. Und er ist wohl auch das erste Highlight im argentinischen Feuerland, dem du auf deiner Reise nach Ushuaia begegnen wirst. Nach dem Übersetzen mit der Fähre in Punta Delgada nach Feuerland wirst du nämlich entlang der 350 km auf der Ruta 3 meist nichts außer weiter windgepeitschter Steppenlandschaft sehen.
UNSER TIPP: Starte dein Abenteuer am Ende der Welt im chilenischen Teil Feuerlands. Dieser Landstrich ist noch ein echter Geheimtipp!
Am Lago Fagnano rücken die schneebedeckten Berge der Cordillera Darwin ins Blickfeld. Die Straße wird spannender und deutlich kurviger. Einen tollen Aussichtspunkt fanden wir an einem Parkplatz kurz hinter Tolhuin am östlichen Ende des riesigen Sees. Bei unserer Picknick-Pause kamen zwei neugierige Graue Andenfüchse vorbeigeschlichen, die auf liegengelassene Leckerlis hofften.
Die Ruta 3 führt schließlich vom See weg und schlängelt sich über den Garibaldi Pass hinauf in die Berge. Am Mirador Lago Escondido kannst du von einer Plattform noch einmal das fantastische Panorama auf den Lago Escondido selbst und den dahinter leuchtenden Lago Fagnano genießen.
#2 Valle Carbajal
Auf ihren letzten Kilometern vor Ushuaia verläuft die Straße durch eine beeindruckend schöne Bergregion. Es lohnt sich, nicht zu schnell zu fahren, um alle möglichen Haltepunkte zu nutzen. Die Panoramen sind überwältigend. Einen der schönsten Ausblicke bietet der Mirador del Valle Carbajal in ein weites, von grünen und felsigen Bergen eingerahmtes Tal.
#3 Laguna Esmeralda
Etwa 5 km vor dem Aussichtspunkt Valle Carbajal befindet sich der Startpunkt zur Laguna Esmeralda. Die leichte Wanderung führt durch schöne Südbuchen- und Lenga-Wälder, vorbei an Biberdämmen und Hochmooren hinauf zu einer smaragdgrünen Gletscherlagune. Das Panorama ist wunderschön und gut besucht. Am besten startest du sehr früh oder recht spät, dann umgehst du die Menschenmengen und bist mit etwas Glück sogar alleine.
#4 Ushuaia
Ushuaia ist die wohl bekannteste Stadt Patagoniens und Feuerlands. Und die südlichste Stadt der Welt. Das behaupten zumindest die Argentinier. Das südlicher gelegene chilenische Puerto Williams auf der Isla Navarino macht Ushuaia diesen Titel jedoch nämlich streitig. Eine Reise nach Ushuaia fühlt sich dennoch ein wenig so an, als sei man hier wirklich am Ende der Welt.
Wer schöne Landschaften hat, braucht keine hübschen Städte. So verhält es sich auch mit Ushuaia. Wirklich idyllisch und romantisch ist lediglich die Lage der Stadt, eingekesselt zwischen dem Beagle-Kanal und den hoch aufragenden verschneiten Bergen der südlichen Andenausläufer.
Für einen halbtägigen Zwischenstopp ist die Stadt dennoch lohnenswert. Es gibt ausgezeichnete Restaurants, gut sortierte Supermärkte und viele Souvenirläden, in denen man ausgiebig shoppen kann. Leider dreht sich so gut wie alles um den Slogan „Fin del Mundo“. Wer genügend Kleingeld hat, kann eine Reise auf einem Kreuzfahrt- oder Expeditionsschiff buchen, die von hier zum Kap Hoorn, in die Antarktis und nach Punta Arenas aufbrechen.
UNSER TIPP: In Feuerland solltest du deine Zeit nicht in Ushuaia, sondern in der Natur verbringen. Schnüre deine Wanderschuhe und erkunde die fantastischen Wanderwege, wie beispielsweise zur Laguna Esmeralda, den Tierra del Fuego Nationalpark oder die Treks zu den Gletschern Martial und Vinciguerra.
#5 Parque Nacional Tierra del Fuego
Der Besuch dieses malerischen und naturbelassenen Nationalparks ist ein echtes Highlight in Feuerland. Hier findest du tolle Wanderwege entlang der Küste des Beagle-Kanals, durch märchenhafte Scheinbuchenwälder oder hinauf auf den wohl atemberaubendsten Aussichtspunkt von ganz Feuerland. Du kannst Kajaken, die reiche Vogelwelt beobachten und vom südlichsten Postamt der Welt eine Karte versenden.
Das Tagesticket für den Park kostet 490 ARS (etwa 11€) pro Person. Das Besondere hierbei ist, dass du mit Camper oder Zelt sogar 3 Tage und 2 Nächte bleiben darfst. Ein Park-Ranger („Guardaparque“ genannt) stellt dir eine formale Genehmigung aus, sobald er dich antrifft. Die vier offiziellen Campsites mit einfachen WCs liegen sehr idyllisch inmitten der Natur, sind aber nicht immer alle gleichzeitig geöffnet. Am besten gefiel uns der zentrale Campground am Rio Lapataia. Hier blieben wir beide Nächte und genossen die grüne Natur, den Blick auf die umliegenden Berge, an deren Flanken Andenkondore majestätisch ihre Kreise ziehen – und die sagenhafte Ruhe.
Tagsüber ist der Park leider recht voll und auf den Schotterstraßen fahren viele Busse und Taxen überwiegend besetzt mit Kreuzfahrttouristen. Abseits der Hauptstraße und abends, wenn die Tagesgäste abgereist sind, herrscht jedoch eine herrliche Ruhe.
Sehenswürdigkeiten, Orte und Wanderwege im Tierra del Fuego Nationalpark
#1 Das südlichste Postamt der Welt
Zugegeben, das Porto für eine Postkarte nach Europa ist mit 170 ARS (etwa 3,90 €) kein Schnäppchen. Doch wenn man schon am südlichsten Postamt der Welt ist, muss man mindestens eine Karte versenden, oder?
Das Postamt selbst ist von innen wie von außen sehr hübsch und der gemütliche Herr mit dem Schnauzbart, der kassiert und die Karten stempelt, ebenfalls ein Unikat. Ein Stempel vom Ende der Welt in den Reisepass kostet übrigens weitere 3 USD. Und keine Panik, den Aufkleber, den der gute Mann trotz Protests in den Pass klebt, kann man mit etwas Fingerspitzengefühl leicht wieder herauslösen.
TIPP: In der Touristeninformation am Hafen von Ushuaia kannst du dir auch einen Fin del Mundo Stempel in den Reisepass stempeln lassen.
#2 Costera Trail
Direkt am Postamt beginnt eine der schönsten Küstenwanderungen in Patagonien. Acht Kilometer folgt der Coastal Walk der Küstenlinie entlang des Beagle-Kanals durch immergrünen Buchenwald. Er führt über Waldpfade, Felsen und Wurzeln und eröffnet dabei fantastische Ausblicke auf das klare Wasser und die umliegenden Inseln.
Der Rückweg entlang der Straße kann durch vorbeifahrende Fahrzeuge sehr staubig werden. Daher solltest du in Erwägung ziehen, wieder denselben Weg entlang der Küste zurückzuwandern.
#3 Hito XXIV
Eine idyllische und relativ leichte Wanderung entlang des nordwestlichen Ufers des Acigami Sees zur Grenze zu Chile. Nach einem Kilometer zweigt der Cerro Guanaco Trail nach rechts ab. Beide Trails miteinander zu verbinden erfordert eine sehr gute Ausdauer.
#4 Cerro Guanaco
Eine wirklich herausfordernde und anstrengende Tageswanderung zum höchsten Gipfel des Parks. Der Trail verläuft überwiegend durch märchenhaften Südbuchenwald, aber auch durch sumpfiges Grasland und über lockeres Geröll.
Belohnt wirst du mit dem besten 360° Panorama auf ganz Feuerland über die schneebedeckten Berge der südlichen Andenausläufer, auf den Beagle-Kanal und Ushuaia. Einfach atemberaubend!
#5 Laguna Negra
Der einfache, kurze Spaziergang durch knorrigen Südbuchenwald führt zur blauschwarzen Laguna Negra, ein noch in der Entstehung befindliches Torfmoor. Die Bäume sind mit Farnen und Moosen behängt, was besonders während oder nach einem Regenschauer sehr mystisch wirkt. Eine tolle Atmosphäre bietet sich vor allem zu Sonnenuntergang, wenn eine fast schon gespenstische Stille herrscht.
#6 El Fin del Mundo in der Bahía Lapataia
Die Bucht von Lapataia symbolisiert in Argentinien das Ende der Welt. Hier endet die berühmte Ruta Nacional 3, die von Buenos Aires über 3.079 Kilometer bis an diesen Ort führt. Vom Ufer blickt man auf den Beagle-Kanal, die Isla Redonda und die chilenische Isla Navarino. Die Bucht ist das Zuhause vieler Wasservögel, die du auch auf verschiedenen Wanderwegen gut beobachten kannst.
Das Ende der Welt ist ein auch ein Ort für besondere Begegnungen mit besonderen Reisenden. Wie beispielsweise einem Radfahrer, der 2 Jahre zuvor in Alaska gestartet ist und hier glücklich an seinem Ziel ankam.
Kostenloses Camping rund um Ushuaia
Entlang der Ruta 3 findest du zwischen dem Lago Fagnano und Ushuaia einige schöne Camping municipal Plätze, auf denen du kostenlos übernachten darfst. Die meist windgeschützten Wiesen mit Sträuchern und Bäumen liegen oftmals an einem Fluss und besitzen BBQ-Stellen sowie manchmal auch einfache Plumpsklos. Mit Zelt oder Camper darfst du zudem 2 Nächte kostenlos auf ausgewiesenen Plätzen im Parque Nacional Tierra del Fuego bleiben.
Das Ende der Welt war für uns der Anfang einer unglaublichen Reise durch Patagonien. Warst du schon einmal in Feuerland? Hat dich diese Region auch so begeistert? Wo hat es dir am besten gefallen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
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