Türkisblaues Meer, fantastische Unterwasserwelten, einsame Strände und die berühmten Komodo-Warane hautnah erleben. Dazu noch eine große Portion Abenteuer und schon kann unsere viertägige Bootstour von Flores nach Lombok starten. Im Nachhinein betrachtet war auch eine beachtliche Portion Mut mit an Bord. Dazu jedoch später.
Die Realität auf Flores entsprach leider bei weitem nicht unseren Erwartungen. Daher verlassen wir die Insel bereits nach nur drei Tagen, sind aber um unzählige Geschichten und Erfahrungen reicher.
In einem kleinen Reisebüro in Labuan Bajo buchen wir einen viertägigen Bootstrip mit Kencana Travel hinüber nach Bangsal auf Lombok. Wir entschieden uns bereits vor unserer Reise, die Fahrt in diese Richtung zu unternehmen, da die Boote von Lombok nach Flores für gewöhnlich deutlich voller sind. Nach einer kleinen und charmanten Verhandlung (eine von Anita’s liebsten Beschäftigungen in Asien) zahlen wir statt der regulären 1.900.000 Rupien nur noch 1.500.000 Rupien pro Person für die 4D/3N Tour.
UNSER TPP: Snacks und alkoholische Getränke sind im Preis nicht inbegriffen. Diese solltest du vorab in einem Shop besorgen und selbst mitbringen.
Das Abenteuer Komodo beginnt – Unser Boot, die Nussschale
Als wir am nächsten Morgen vor dem Reisebüro eintreffen, warten dort schon fünf weitere Mitreisende und wir freuen uns über die geringe Teilnehmerzahl. Ein Blick auf die Teilnehmerliste lässt uns jedoch angst und bange werden, denn es stehen noch 16 weitere Teilnehmer auf der Liste. Wie sich schnell herausstellt, konnten diese zu unserem Glück jedoch am Vortag nicht per Flugzeug von Bali anreisen, da der Gunung Rinjani auf Lombok in den letzten Tagen mächtig qualmte und den lokalen Flugverkehr immer wieder lahmlegte.
Also besteigen wir unser kleines schwimmendes Zuhause für die nächsten 4 Tage und 3 Nächte. Neben der fünfköpfigen Crew, sind noch ein sehr nettes und weltoffenes Ehepaar aus Frankreich, das schon auf die 80 zugeht, dessen Tochter samt Ehemann sowie ein indonesischer Freund der Familie mit an Bord. Letzterer stellt sich recht schnell als exzellenter Guide heraus, der die träge und wortkarge Crew auf Trab hält und die Kommunikation mit ihr deutlich erleichtert.
Lass mal die Komfortzone verlassen
Wir wussten bereits vorab, dass wir uns auf einen Low-Budget-Trip einlassen. Daher sind wir nicht sonderlich geschockt oder überrascht, dass das Boot keinen nennenswerten Komfort besitzt. Die kleine Tonne mit Frischwasser am Bug reicht für uns sieben lediglich, um gelegentlich das Salz aus den Haaren zu spülen. Geduscht wird die nächsten Tage also im Meer. Im hinteren Teil des Bootes, direkt neben der improvisierten Küche, befindet sich in einem kleinen Verschlag eine Sitztoilette mit direktem Blick auf das darunterliegende Meer. Merke: nicht benutzen, wenn wir gerade vor Anker liegen und schnorcheln wollen!
Das Hauptdeck ist mit einer grünen Plane überdacht und spendet sehr gut Schatten. Eine Leiter führt zu einem zwei Meter hohen Zwischendeck, auf dem Matten, Decken und ziemlich unappetitlich aussehende Kopfkissen liegen. Halb liegend verstauen wir unsere Backpacks neben unserem Schlafplatz und wollen uns gar nicht ausmalen, wie kuschelig und beengend es hier mit 20 weiteren Reisenden sein muss.
Komodo-Warane und rosafarbene Strände
Es geht los. Knatternd verlassen wir die Bucht von Labuan Bajo und damit auch Flores. Wir passieren kleine Inseln, traumhaft türkisfarbene Buchten und strahlend weiße Sandbänke. Nach zwei Stunden erreichen wir Rinca Island im Komodo Nationalpark, wo noch etwa 1.100 vom Aussterben bedrohte Komodo-Warane leben. Wir müssen gar nicht lange warten, bis wir auf diese riesigen Echsen treffen, denn unter der Küche der Rangerstation haben es sich gleich sechs von ihnen im Schatten gemütlich gemacht.
Nach diesem Besuch geht es weiter zum Pink Beach auf Komodo Island, der irgendwie gar nicht pink ist. Zumindest nicht an diesem Tag. Dafür haben wir jedoch nach einem kurzen Aufstieg einen schönen Blick über die vielen sanften Hügel, die umliegenden Inseln und das farbenfrohe Meer. Bei ausgiebigem Schnorcheln im vorgelagerten Korallenriff entdecken wir viele bunte Fische, blaue Seesterne und einige Schildkröten.
Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir unseren Ankerplatz für die Nacht. Wir sind irgendwo zwischen Komodo und Rinca, genießen den Sonnenuntergang zusammen mit tausenden Flughunden und sind gespannt, wie wohl unsere allererste Nacht auf einem offenen Boot auf dem Meer sein wird.
Manta Manta
Früh am Morgen werden wir durch das Knattern des Motors geweckt. Wir fahren weiter zum Manta Point. Tiefhängende Wolken und Morgennebel betten die umliegenden Hügel wie in Watte. Die Nacht war ruhig und wir haben super geschlafen. Jetzt heißt es Badesachen an, Schnorchel geschnappt und ab ins Wasser. Bereits nach wenigen Minuten gleiten drei riesige Mantas mit einer Spannweite von etwa zwei Metern majestätisch durchs Wasser an uns vorbei. Neugierig drehen sie einige Runden um uns herum, bis sie schließlich in der Weite des Ozeans verschwinden. Absolut beeindruckend und wunderschön!
Ausblick mit Beigeschmack
Gegen Mittag machen wir eine ausgiebige Pause vor Laba Island, einer kleinen hügeligen Insel mit einem vorgelagerten Korallenriff an einer Meeresenge gelegen. Mit Flipflops und GoPro in der Hand schnorcheln wir an den Strand. Der Weg hinauf zum Viewpoint ist schweißtreibend und furchtbar staubig, aber der Ausblick ist grandios. Die interessanten Formen der Inseln, das blaue Meer und die türkisfarbenen Buchten bieten ein wunderschönes Panorama.
Genau hier an dieser Meeresenge soll vor einiger Zeit ein Boot in der Dunkelheit gekentert sein, als es auf die Korallen auflief. Still stellt sich unsere Vernunft die Frage, ob der Trip mit dieser Nussschale da unten so klug ist. Aber die Lust auf Abenteuer ist ja oft stärker.
Apropos Geschmack
Das Frühstück ist recht mau. Toast mit Marmelade, dazu Krümelkaffee. Unser geschätzt zwölf Jahre junger Koch zaubert uns jedoch mittags und abends super Gerichte und diese in mehr als ausreichender Menge. Diese bestehen aus dem landestypischen Reis und gedünstetem Kohlgemüse, dazu gibt es fangfrischen Fisch, würzige Tomaten, Tempeh und Gurkensalat. Fruchtige Ananas oder Wassermelone sorgen für eine angenehme Erfrischung.
GPS wird überbewertet
Nun beginnt die längste Strecke unserer Tour, auf der wir bis zum nächsten Morgen ohne Pause durchfahren. 18 lange Stunden schippern wir an der nördlichen Küste von Sumbawa mit ihren schwarzen Sandstränden und grün bewaldeten Bergen entlang. Wir quatschen mit unseren Mitreisenden über Gott und die Welt, lesen oder träumen vor uns hin.
Zum Sonnenuntergang begleitet uns eine Delfinschule, die vergnügt neben dem Boot aus dem Wasser springt. Nachts ist der Himmel sternenklar, das Meer relativ ruhig und das Boot rattert monoton seines Weges. Das Licht wird nach dem Essen ausgeschaltet. Am Steuer sieht man nur das regelmäßige Aufglimmen einer Zigarette. Wir fragen den Kapitän, wie er sich in der Dunkelheit eigentlich orientiert, obwohl wir die Antwort schon kennen. Er orientiert sich an den Lichtern der Küste und verlässt sich auf seine Erfahrung, wo das Fahren ungefährlich ist. Wie beruhigend! Wer braucht auch schon GPS, Positionslichter oder ein Echolot?
Mit Ohropax gegen den Motorenlärm und einem etwas mulmigen Gefühl schlafen wir ein. In dieser Nacht wachen wir sehr oft auf. Ratter, ratter, ratter. Der Motor läuft. Wo ist die Küste? Ah, da, okay! Gut, wir fahren. Wie lange noch? Lange! Plötzlich wachen wir auf, weil das Motorengeräusch verstummt. Es ist bereits hell und wir haben unser Ziel Satonda Island erreicht.
Atemberaubende Unterwasserwelt
Das Highlight von Satonda ist schnell gefunden. Es ist nicht der mit Wasser gefüllte Krater in der Inselmitte, sondern das atemberaubende Korallenriff vor der Insel. Eine solche Vielfalt an Meerestieren und bunten Korallen haben wir vorher noch nie gesehen. Majestätische Feuerfische, Schildkröten, Oktopusse, blaue Seesterne, bunte Riesenmuscheln und Korallen – hier könnten wir stundenlang schnorcheln bis unsere Haut ganz schrumpelig ist.
Den Besuch des Wasserfalls auf Mojo Island streichen wir, da er aufgrund der Trockenzeit kaum Wasser führt.
Ziegen, die Plastik fressen
Stattdessen steuern wir am Nachmittag Pulau Medang an. Eine kleine Insel, auf die sich äußerst selten ein Bule (so nennt man uns weiße Europäer) verirrt. Außer ein paar Palmen wächst kaum etwas auf dieser trockenen und staubigen Insel. Die Bewohner erzählen lachend, ihre Ziegen würden sogar Plastik fressen, weil es kein Gras gibt. Frauen sitzen mit leeren Kanistern in einer großen Runde und warten auf Treibstoff. Man grüßt sich nicht mit dem indonesischen „Salamat siang“, sondern mit dem arabischen „Salam Aleikum“.
Zurück an unserer Nussschale sagt man uns, wir müssten für unsere letzte Etappe das Boot wechseln, denn es gäbe Probleme mit dem Motor. Hm, okay. Nicht drüber nachdenken. Zum Glück wussten wir das gestern Abend noch nicht. Neues Boot, neue Crew, gewohntes Prozedere. In den nächsten 14 Stunden geht es nonstop nach Bangsal auf Lombok.
Eine lange Nacht auf offenem Meer
Es ist bereits dunkel, als das Meer ungemütlicher wird. Wir schaukeln von rechts nach links und eine leichte Übelkeit überkommt uns. An der frischen Luft auf dem Bug, den Blick bestmöglich auf den Horizont fixiert, halten wir es aber gut aus. Der Wind wird jedoch stärker, kräftige Wellen schlagen gegen das Boot und spritzen uns nass. Dann beginnt es zu regnen. Das Boot schaukelt so heftig von rechts nach links, dass wir hier vorne auf dem Bug Angst bekommen, über Bord zu gehen. Also taumeln wir Richtung Schlafdeck und versuchen dort oben zur Ruhe zu kommen. Kaum hingelegt, fühlen wir uns wie in einer Achterbahn: hoch, runter, rechts, links, hoch, runter … Das jüngere französische Paar schläft schon tief und fest als ob nichts wäre. Deren Mägen hätten wir gerne!
Kreidebleich befördern wir unsere Matten hinunter auf das große Deck, während Wind, Regen und die Kraft des offenen Meeres am Boot zerren. Wir torkeln zu dem älteren Paar, das auch mit der Übelkeit zu kämpfen hat und sinken erschöpft auf unsere Matten. In der Ferne sehen wir vereinzelt Lichter an der Küste, von der wir ganz schön weit weg sind. Hoffentlich geht das alles gut, denken wir und als wir wieder in etwas ruhigere Gewässer kommen, schlafen wir erschöpft ein. Zu Sonnenaufgang wachen wir auf, das Meer ist ruhig und wir sehen die Küste Lomboks. Noch eine Stunde und wir sind runter von diesem Boot. Dann haben wieder festen Boden unter den Füssen.
Mit dem Boot von Flores nach Lombok – Unser Fazit
Auch wenn wir tolle Schnorchel-Spots angesteuert haben, bestand der Großteil der Tour darin, mit lautem Knattern auf offenem Meer von A nach B zu kommen. Bei voller Besetzung des Bootes wäre der Trip sehr anstrengend und beklemmend geworden. Wir bezweifeln, ob genügend Trinkwasser und Essen für 20-25 Personen an Bord gewesen wäre.
Die spartanische Ausstattung verspricht keinerlei Komfort. Dünne Matten, leichte Decken, muffelige Kissen, kaum Frischwasser, keine Dusche. Bei unserem zweiten Boot war das WC nur noch ein Loch im Schiffsboden.
Die Boote sind zum Teil sehr alt und weisen unzählige Sicherheitsmängel auf. Gefahren wird nach Gefühl – ohne Echolot, GPS, Positionslichter oder Funkgerät. Das Rettungsboot bietet sicherlich nicht mehr als 10 Personen Platz. Zudem gibt es auch bereits einige Berichte über Horrorfahrten, gekenterte Boote und vermisste Personen.
Unser Trip war insgesamt ruhig und unkompliziert. Dennoch hätte es anders ablaufen können. Wer vor solchen Fahrten auf einem kleinen Boot zu viele Bedenken hat, kann diese Tour auch auf einem großen traditionallen Phinisi Boat oder gar einer Yacht, jeweils mit eigenem Zimmer inkl. Klimaanlage, buchen. Die wundervollen Inseln des Komodo Nationalparks können aber auch ganz easy auf einem Tages- oder Zweitages-Trip ab Labuan Bajo erkundet werden.
Die leichteste Art zwischen Flores und Lombok zu reisen, ist das Flugzeug. Neben der Flugsuche auf Skyscanner kannst du auch die indonesische Vergleichsseite tiket.com nutzen. Diese zeigt dir meist eine größere Auswahl an Flügen zu gleichen oder günstigeren Preisen an. Bezahlen kannst du per Kreditkarte.
UNSERE BUCHUNGS-TIPPS FÜR DEINE REISE DURCH INDONESIEN
- Flug: Skyscanner / Booking.com* (nur Vorab-Suche / bei Airline direkt buchen)
- Hotel: Booking.com* / agoda.com / Airbnb
- Kreditkarte: DKB*
- Touren: GetYourGuide*
- Reiseführer: amazon.de*
Weitere Artikel aus Indonesien
- Komodo Nationalpark – Auge in Auge mit den Drachen
- Unsere abenteuerlichen Erlebnisse auf Flores
Werbehinweis*: Dieser Blogartikel enthält Affiliate Links. Wenn du etwas über diese Links buchst oder kaufst, erhalten wir eine kleine Provision, mit der du unsere Arbeit unterstützt. Für dich ändert sich dadurch am Preis überhaupt nichts. Danke für deine Unterstützung!